Lynk & Co ist – genau wie Volvo oder Polestar – eine Tochter des chinesischen Geely-Konzerns. Die Marke will sich preislich zwischen den teuren Schweden und den relativ günstigen Geely-Modellen positionieren. Das erste Modell 01 ist in Europa bereits präsent. Nun folgen Schritt für Schritt weitere Modelle mit der Ziffern-Nomenklatur, wie auch der Designchef der Geely-Gruppe Stefan Sielaff weiß (Link zum Podcast vier Absätze weiter unten).
Technische Komponenten dürfen die Lynk-&-Co-Modelle aus der Volvo-Entwicklung nutzen. Das ist auch beim Lynk & Co 08 so. Der stattliche SUV im Volvo-XC60-Format zeigte sich bereits im März 2023 mit ersten Bildern und Infos. Der 08 ist 4,82 Meter lang, 1,92 Meter breit und 1,69 Meter hoch. Der Radstand beträgt 2,85 Meter.
So fährt der 08
Design aus Göteborg, Produktion in China. Womit sich viele Importeure aus Fernost schwertun, ist die Applikation von Software und fahrdynamikrelevanten Komponenten. Lynk & Co scheint das leichter zu fallen; nicht zuletzt dank der Nutzung etablierter Volvo-Technik. Natürlich gibt es, auch weil unser Testwagen noch ein Vorserienmodell ist, noch kleinere Fehler in der Anpassung.

Für eine erste Fahrt auf europäischem Boden hat Lynk & Co den 08 in Göteborg bereitgestellt.
Sprachassistent Frank sorgt beispielsweise mit einer seiner Begrüßungs-Floskeln für Irritation. Nach Aktivierung kann es passieren, dass er sich mit dem Ausspruch "L-C-H bin da" meldet. Nach einigem Knobeln fällt der Groschen. In der Übersetzung wurde das große "i" des Wortes "Ich" mit einem kleinen "L" vertauscht. Kurios, aber leicht zu verbessern. Das gilt auch für kleinere Holprigkeiten wie die Bezeichnung "Treiber" statt "Fahrer" in den Untiefen des teilweise verschachtelten Infotainmentsystems. Immerhin ist die Auflösung und Reaktionsgeschwindigkeit des 15,4-Zoll-Touchscreens vorbildlich. Dass es vieler Touch-Klicks bedarf, bis sich etwa das Sonnendach öffnet, weicht mit der Zeit einem Gewöhnungseffekt. Störender ist da schon das sehr kleinteilige Fahrerinformationsdisplay hinter dem Lenkrad.
Wenig störend dagegen: Die Fahrt. Während chinesische Fahrzeuge in dieser Größe sich nicht selten schon beim leisesten Verdacht auf eine Kurve bereits anfühlen wie ein Fischkutter bei leichtem Seegang, überrascht der Lynk & Co 08 mit einer angenehmen Verbindlichkeit. Vortrieb, Chassis-Steifigkeit und Rückstellmoment der Lenkung harmonieren wunderbar, sodass ein flotter Ritt über die schmalen Landsträßchen im Göteborger Hinterland regelrecht gute Laune bereitet. Dass sich dann und wann der 1,5-Liter-Vierzylinder ins Geschehen einklinkt, bleibt im Cockpit weitgehend unbemerkt. Akustisch hintergründig überlässt der Verbrenner seinem 155 kW starken E-Kompagnon die Komposition der Fahrdynamik. Dass der 08 mit rund 2.100 Kilo Leergewicht kein Leichtbau-Wunder ist, spürt man in den Kurven, kaum aber bei der Beschleunigung. 345 PS Systemleistung befähigen den PHEV ausreichend zur zügigen Fahrt.
Auch wenn das Blinker-Geräusch klingt, als würde ein Heinzelmännchen Holz-Xylophon spielen, fehlt es dem großen PHEV nicht an Ernsthaftigkeit. Der 08 fährt äußerst erwachsen durch die Welt, was auch daran liegt, dass er eigentlich nur für uns neu ist. In China ist das Modell schon seit einigen Jahren am Start. Nur ein paar Kleinigkeiten trüben den positiven Gesamteindruck. Der PHEV-SUV gibt sich große Mühe, ein Lieblingsstück für Tech-Fans zu sein, lässt dann aber ein Head-up-Display vermissen. Daran arbeite man aber, erklärt David Green, Vice President Product and Strategy auf Nachfrage. Wir empfehlen dann im gleichen Zug am besten auch die ergonomisch unpraktischen, sowie optisch und haptisch wenig erfreulichen Tasten zum öffnen der Türen zu überdenken.
Plug-in-Hybrid mit 200 km E-Reichweite
Der fünftürige Midsize-SUV nutzt die zweite Generation der Geely-CMA-Plattform, die auch unter dem Volvo XC60 oder dem Polestar 2 zu finden ist. Hinter dem Grill an der Front versteckt sich ein Plug-in-Hybrid-Antrieb. Das ist naheliegend, denn auch Volvo setzt in dieser Gewichtsklasse von rund zwei Tonnen auf Plug-in-Hybrid-Layouts.
Im Mai 2024 hatten die Chinesen erste Daten zum PHEV-Antrieb preisgegeben– und diese beeindrucken (Daten zum EU-Modell im nächsten Absatz). Kombiniert wird ein 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit zwei Elektromotoren zu einem Allradantrieb. Die Systemleistung liegt bei 400 kW (544 PS), das maximale Systemdrehmoment wird mit 900 Nm angegeben. Zum Paket gehört eine NMC-Batterie, die auf satte 39,6 kWh Kapazität kommt. Nach dem chinesischen Zyklus CLTC sollen damit rein elektrisch bis zu 245 Kilometer drin sein. Nach der WLTP-Norm bleiben davon 200 Kilometer übrig. Und wir sprechen hier von einem PHEV und keinem reinen E-Modell. Die Gesamtreichweite beziffert Lynk & Co auf rund 1.100 Kilometer. Nachgeladen werden kann die Batterie am Schnelllader mit maximal 85 kW von zehn auf 80 Prozent in 33 Minuten.
Für Europa gibt es zunächst nur die Version mit Frontantrieb. Hier kombiniert Lynk & Co einen 1,5-Liter-Vierzylinder mit 137 PS und eine E-Maschine mit weiteren 208 PS. Der große NMC-Akku ist auch hier an Bord, an der Reichweite ändert sich nichts. In 6,8 Sekunden beschleunigt der PHEV auf 100 km/h, bei 185 km/h zieht der Hersteller den elektronischen Schlussstrich.
Design-Ausblick auf nahe Zukunft
Eines dürfte Fans der chinesischen Marke gleich auffallen: Der Lynk & Co 08 ist viel mutiger und moderner gezeichnet als der 01, den es hierzulande bereits seit 2020 zu kaufen gibt. Ins Auge stechen besonders die zackigen LED-Scheinwerfer im Gabel-Design, die sich weit in den Kotflügel in Richtung der A-Säulen strecken.
Auch am Heck spannt sich eine gestrichelte LED-Leiste über die gesamte Breite aus. Dabei bleiben die Licht- und Reflektorflächen insgesamt sehr dezent. Auch die Türgriffe verstecken sich beim 08er in der Versenkung. Massiv ist dagegen das schwarze Design-Element unterhalb der Seitenspiegel, das stolz den Markennamen trägt. Schwarz abgesetzt sind auch die Radhäuser und das Dach, was den SUV optisch kleiner wirken lässt, als er eigentlich ist.
Aufgeräumtes Interieur
Der Innenraum des Lynk & Co 08 wirkt wegen der fehlenden Schalter und Hebel sehr aufgeräumt. Auf dem Armaturenträger thront ein 15,4 Zoll großer Touchscreen. Hinter dem Lenkrad sitzt nicht nur der Wählhebel für die Automatik, sondern auch die 12,3-Zoll-LCD-Instrumententafel. Highlight für den Fahrer soll aber ein riesiges Head-up-Display mit Augmented-Reality-Darstellungen werden – zumindest in China. Das besitzt eine dort eine projizierte Bildschirmdiagonale von 92 Zoll. Europäische Kunden müssen nur mit dem digitalen Kombi-Instrument vorlieb nehmen.
Marktstart und Preise
Mit dem 08 bringt Lynk & Co bereits das dritte Modell nach Europa und plant, im Laufe des Jahres in weitere europäische Märkte zu expandieren. Der Lynk & Co 08 kommt im Juli 2025 in den beiden Ausstattungsvarianten Core und More nach Europa. Kunden in Deutschland können das Fahrzeug über Lynk & Co-Händler, direkt auf der Website oder in den lokalen Clubs erwerben. Der Preis für die Core-Ausstattung liegt bei EUR 52.995 – für die More Ausstattung bei EUR 56.995.