Koenigsegg 2025: Drei Modelle an der Grenze des Machbaren

Jesko, Regera und Gemera
Die drei stärksten Serienautos von Koenigsegg

Veröffentlicht am 22.07.2025

Wer heute einen Koenigsegg bestellt, muss im Moment hauptsächlich eines mitbringen: Geduld. Die schwedische Manufaktur ist bis auf Weiteres ausverkauft. Alle Produktionsplätze sind belegt, und das nicht nur für ein Quartal oder ein Modelljahr, sondern für mehrere Jahre. Die Nachfrage übersteigt die ohnehin limitierte Fertigung bei Weitem. Kein Wunder, denn die schwedischen Hypercars vereinen brachiale Leistung mit außergewöhnlicher Technik und exorbitanten Geschwindigkeiten.

Während andere Hersteller mit ihrer Elektrifizierungsstrategie kämpfen oder nostalgisch von ihren V12-Zeiten schwärmen, liefert Koenigsegg neue Rekorde. Jüngstes Beispiel: der Jesko Absolut. In Angelholm auf der eigenen Teststrecke beschleunigte Testfahrer Markus Lundh den Jesko auf der Viertelmeile in gerade einmal 8,88 Sekunden. Eine neue Bestmarke für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – schneller als der bisherige Rekordhalter Dodge Challenger SRT Demon 170, der 8,91 Sekunden benötigte.

Der Jesko Absolut – aerodynamischer Extremismus

Der Jesko ist bereits ein faszinierendes Fahrzeug – doch die Version „Absolut“ treibt das Konzept auf die Spitze. Koenigsegg konzipierte dieses Modell nicht nur für die Rennstrecke, sondern speziell für gerade Pisten. Der 5,0-Liter-Flatplane-V8 mit doppelter Turboaufladung mobilisiert bei Verwendung von E85-Kraftstoff bis zu 1.622 PS. Das Drehmoment liegt bei über 1.500 Newtonmetern. Entscheidend ist jedoch nicht nur die rohe Kraft, sondern wie sie auf die Straße gebracht wird. Koenigseggs eigenes 9-Gang-Multikupplungsgetriebe, genannt "Light Speed Transmission", sorgt für Gangwechsel in Millisekunden.

Aber die eigentliche Kunst liegt in der Aerodynamik. Während der normale Jesko mit riesigem Heckflügel und aktivem Aero-Paket auf maximale Kurvengeschwindigkeit getrimmt ist, verzichtet der Absolut komplett auf Flügel. Stattdessen beruhigen zwei von F-15-Kampfflugzeugen inspirierte Flossen ohne weitere Hilfe den Luftstrom im Heckbereich. Sein cW-Wert liegt bei lediglich 0,278. In Verbindung mit einem verlängerten, tropfenförmigen Heck erreicht er eine theoretische Höchstgeschwindigkeit von über 500 km/h. Koenigsegg selbst sagt, dies sei das schnellste Auto, das sie je bauen werden – und jemals bauen wollen.

Der Regera – leiser Wahnsinn

Wenn der Jesko Absolut das laut schreiende Alpha-Tier ist, dann ist der Regera der geniale Außenseiter. Sein Name bedeutet "regieren", und genau das tut er – aber auf seine eigene Art. Statt eines konventionellen Getriebes setzt der Regera auf ein radikal neues Konzept: Koenigsegg Direct Drive (KDD). Dabei wird der 5-Liter-V8 direkt mit der Hinterachse gekoppelt, ohne klassische Gangwechsel. Er bekommt Unterstützung von drei Elektromotoren, die nicht nur für zusätzlichen Schub, sondern auch für die variable Drehmomentverteilung zuständig sind.

Statt einer gewöhnlichen Integration der Elektro-Power in den Antriebsstrang leiten zwei der E-Motoren ihre je 180 kW-Power direkt an die einzelnen Hinterräder weiter. Der dritte, 160 kW starke Elektromotor ist an die Kurbelwelle angeflanscht, um Drehmomentlöcher des Verbrenners zu stopfen. Die Systemleistung beträgt über 1.500 PS.

Das Ergebnis ist ein Fahrgefühl ohne Schaltpausen und mit brutaler Kraftentfaltung. In Zahlen bedeutet das: 0 auf 400 km/h in 22,87 Sekunden, gefolgt von einer Vollbremsung auf Null in weiteren 6 Sekunden. Der Regera absolvierte die 0–400–0-Kilometer-pro-Stunde-Disziplin in gerade einmal 28,81 Sekunden. Damit war er – bis zur Ankunft des Jesko – das ultimative Maß der Dinge im Hypercar-Olymp. Und das alles mit einem Interieur, das an ein Luxuscoupé erinnert, statt an ein Rennauto. Leder, Touchscreens, Massagesitze – Koenigsegg zeigt, dass Extreme sich auch mit Komfort verbinden lassen.

Doch nicht nur das Auto ist spannend, sondern auch seine Entstehung. Nur 12 Monate nach der Präsentation der Studie im Jahr 2015 war das erste Serienmodell des Regera fertig. Die Ingenieure änderten etwa 3.000 Teile.

Der Gemera – vier Sitze, keine Kompromisse

Dann ist da noch der Gemera. Mit diesem Auto wollte Koenigsegg die Welt der Grand Tourer neu definieren: vier Sitze, zwei Kofferräume, bis zu 1.000 Kilometer Reichweite und Leistung jenseits aller Vernunft. Ursprünglich war der sogenannte Mega-GT mit dem revolutionären Dreizylinder Tiny Friendly Giant (TFG) geplant, einem nur 70 Kilogramm leichten Verbrenner mit 600 PS. In Kombination mit einem 800-PS-starken Elektromotor hätte es der Gemera auf 1.400 PS Systemleistung gebracht. Doch die Kunden hatten andere Pläne: Fast alle entschieden sich für den optionalen V8. Trotz 400.000 Dollar Aufpreis.

Christian von Koenigsegg zog die Konsequenz. Im Sommer 2024 strich er den TFG für den Gemera. Stattdessen übernimmt nun serienmäßig der 5,0-Liter-V8 aus Jesko und Agera. Dieser ist eingebunden in ein überarbeitetes Hybridsystem mit einer Gesamtleistung von bis zu 2.300 PS und 2.750 Nm Drehmoment. Der Spurt auf 100 km/h gelingt in 1,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt jenseits der 400-km/h-Marke. Koenigsegg überarbeitet zusätzlich das Getriebe. Der einstufige Direktantrieb wich einer 9-Gang-Multikupplungsschaltung, die mit der hohen Leistung besser umgehen kann.

Trotz seiner Gewalt wirkt der Gemera fast zivilisiert. Das Design erinnert an frühere Koenigseggs, bietet aber Platz für vier Erwachsene, acht Cupholder (jeweils beheizt und gekühlt), Kameraspiegel, riesige Touchscreens und eine 14-kWh-Batterie mit 50 km E-Reichweite. Die Produktion ist auf 300 Exemplare limitiert. Erste Auslieferungen sollen 2025 starten. Für den TFG verspricht Koenigsegg eine neue Aufgabe in einem anderen Modell, zu einer anderen Zeit.