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Erster Check Hozon U
Schafft es Chinas E-SUV zu uns?

Die Chinesen stehen auf SUVs, ihre Regierung auf Elektroautos. Das wissen auch die zahllosen Auto-Startups. Kein Wunder, dass die Shanghai Auto Show voll ist mit Elektro-SUVs. Einen von ihnen, den Hozon U, haben wir uns genauer angeschaut.

Hozon U Elektro-SUV China
Foto: Luca Leicht

Speichern, aufbewahren, instandsetzen. Das heißt Hozon auf japanisch. Allerdings ist der Elektroauto-Newcomer auf der Automesse im chinesischen Shanghai auf seiner Heimatmesse vertreten und stammt nicht vom asiatischen Nachbarn. Erst vor drei Jahren wurde Hozon gegründet und bekam die von Startups so begehrte Lizenz um Elektroautos zu bauen. Diese Lizenzen werden wie so vieles im Reich der Mitte streng reglementiert und limitiert, was viele junge Investoren und Unternehmer aber nicht davon abhält, auch ohne staatliche Genehmigung an einem Auto-Startup zu arbeiten. Nach den Angaben von Hozon sei das bei ihnen aber anders, schließlich sei das erste Auto, der kompakte Neta N01 bereits im vergangenen Jahr an den Start gegangen. Auf der Shanghai Autoshow zeigt der junge Autobauer mit dem Hozon U ein neues Modell, dass von der Studie Eureka 01 abgeleitet wurde.

Unsere Highlights

In der Länge misst der Stromer 4,51 Meter, breit ist er 1,86 Meter. Der höchste Punkt des leicht coupéförmigen Dachs liegt bei 1,62 Metern und schließt mit einem langen Spoiler über einer schrägen Heckscheibe ab. Darunter befindet sich ein großes LED-Band, in dem Rückleuchten, Bremslichter und Blinker integriert sind. In der Seitenansicht fällt die Zweifarblackierung ins Auge. Von der Fensterkante bis zum Dach ist der U schwarz, was ihm eine sportliche Note verleiht. Gleichzeitig sorgen die plastikbeplankten Schweller und Radhäuser für einen Offroad-Look, wie etwa bei Skodas Scout-Modellen. Wirklich geländetauglich wird der Crossover-SUV dadurch aber kaum.

Wenn man den Broschüren und Unternehmenssprechern aber glauben will, ist das auch nicht das Ziel des Hozon U. Der soll nämlich nicht für Abenteurer, sondern für die jungen Chinesen gebaut werden, die es vor allem in die Stadt zieht. Als wäre dieser Markt von gut 500 Millionen Menschen unter 30 Jahren nicht ausreichend groß, strebt Hozon mit dem U aber auch in die USA sowie in ausgewählte Länder Europas, darunter Italien, Deutschland und die Niederlande. Wann es soweit sein soll, konnten wir allerdings nicht in Erfahrung bringen.

Keine Leistungsangabe, aber schnell auf 100

Vorerst soll sich der Elektro-SUV aus Jiaxing, südöstlich von Shanghai, also erst einmal auf dem Heimatmarkt beweisen und mit seiner NEDC-Reichweite (praktisch wie NEFZ) von 500 Kilometern überzeugen. Die 100 km/h-Marke wollen die Chinesen übrigens in 4,9 Sekunden knacken. Angabe zum Motor, der Leistung oder ähnlichem? Fehlanzeige. Der eigentliche Fokus des China-SUV liegt nämlich nicht auf den Fahrleistungen, was auch die einfache Fahrwerkskonstruktion mit Starrachse zeigt, sondern viel mehr beim Thema Connectivity.

Viele Displays und eine digitale Assistentin

Da wundert es kaum, dass der junge Hersteller das Auto mit jeder Menge Displays ausgestattet hat. So ist das Cockpit komplett digital und kommt mit einem rund 12 Zoll großen Display aus. Direkt daran angeschlossen, ähnlich wie in der Mercedes E- oder S-Klasse in einem Verbund zusammengefasst, prangt in der Mitte des Armaturenbretts ein rund 10 Zoll großer Touchscreen. Unterhalb der Lüftungsschlitze gibt es einen weiteren Touchscreen für die Klimabedienung, der auf etwa 7 Zoll kommt. Hinzu kommen smartphonegroße Displays in der A-Säule, die das Bild der Außenspiegelkameras zeigen und so den toten Winkel ausmerzen sollen. Das wichtigste Connectivity-Element verbirgt sich aber in dem kleinen Assistenten, der mit jedem U ausgeliefert werden soll. Denn der Name U leitet sich vom Versprechen der Herstellers ab: Everything for you. Passend dazu haben die verspielten Chinesen einen weiteren Bildschirm über dem Infotainment-Display montiert. Dieser illustriert eine kleine Roboterpersönlichkeit, einen virtuellen Assistenten, der dem Fahrer zuzwinkert, mit ihm spricht, auch mal rot wird und als Smartassistent den Insassen alle Wünsche und Nöte von den Lippen ablesen und erfüllen soll – zumindest über die Sprachsteuerung.

Bleibt die Frage, welchen Eindruck der U auf seine Insassen macht. Da es sich beim gezeigten Modell noch immer um eine Vorserienversion handelt, durften wir nur kurz im Fond Probe sitzen. Der bot ausreichend Beinfreiheit, von einem SUV mit 2,75 Metern Radstand erwartet man allerdings etwas mehr Platz für die Knie. Dasselbe gilt für die Kopffreiheit, die von der Coupélinie eingeschränkt wird. Vorn dürfte es dagegen etwas luftiger sein – auch was die Übersichtlichkeit angeht. Denn die zweite Sitzreihe ist ziemlich verbaut und vom Plastik- und Klebstoffgeruch fangen wir an dieser Stelle besser gar nicht erst an. Auch sonst ist die Verarbeitung eher einfach gehalten und setzt auf günstig wirkende Kunststoffverkleidungen. Der Versuch, den Kofferraum zu begutachten, endete damit, dass im Leuchtband unter der Heckscheibe ein Stück in der Hand zurück und die Klappe zu -blieb. Glücklicherweise ließ sich das Leuchtenstück unbemerkt wieder einfügen.

Fazit

Nicht nur dieser kleine Fauxpas lässt Zweifel zumindest an den ambitionierten Exportplänen aufkommen. Denn bislang hat es noch keines der chinesischen Autostartups geschafft in Europa Fuß zu fassen und auch die bekannteren wie Byton oder Nio mit anerkannt tauglicher Technik konzentrieren sich erstmal auf den Heimatmarkt.

Ein erster Schritt wäre jedenfalls ein Verkaufspreis für den Hozon U, den konnten die Sprecher bislang nämlich nicht nennen – weder für China, noch für den Rest der Welt.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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