MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"30519696","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}

Neuer E-SUV mit traditionsreichem Namen
Der neue Capri – nicht mal ein VW Scirocco?

Ford bringt ein neues E-Auto und das Netz ist empört. Wegen des Namens. Der stammt von einer Legende. Nicht nur dessen Fans sehen das als Sakrileg.

Vorab die Fakten: "Der Ford Capri ist ein Pkw-Modell des Automobilherstellers Ford. Das Sportcoupé auf der Basis der zweiten Generation des britischen Ford Cortina wurde ab November 1968 bis Dezember 1986 in Deutschland und bis Oktober 1986 in Großbritannien gebaut", weiß Wikipedia. Schon 1973 lief der einmillionste Capri vom Band, insgesamt entstanden 1.886.647 der Zweitürer. Der Capri brauchte also nur 5 Jahre bis zum Stückzahlmillionär und weitere 13 Jahre für die restlichen 886.647 Stück.

Unsere Highlights

Erst Verkaufs-, später nur mehr Motorsport-Erfolge

Daraus erhellt, dass die kommerzielle Erfolgskurve des Coupés ähnlich steil abfiel wie die Hecklinie der attraktiven Karosse. Zum Kult wurde das auf der Straße größtenteils gar nicht sportlich motorisierte Modell als Basis für erfolgreiche Tourenwagen. 1970 homologierte Ford auf Initiative von Jochen Neerpasch den RS 2600 mit 150-PS-V6, bis in die frühen 80er sorgten der Capri Turbo von Zakspeed auf Rennstrecken für Erfolge.

Ins Serienauto wollte Ford offenbar nicht mehr viel investieren, vielleicht auch, weil die Käufer den Capri immer mehr links liegen ließen. Ein klassisches Henne-Ei-Problem. Jedenfalls fuhr das Coupé bis 1986 mit Starrachse und Blattfedern durch die immer modernere Autowelt. Wie der größere US-Bruder. Dem schien das allerdings nichts auszumachen, er ist bis heute im Programm, erst 2014 bekam er Einzelradaufhängung. Und 2019 einen E-Auto-Nachfolger, den Mustang Mach E. Auch der Mach E ist ein elektrischer SUV und nimmt Designanleihen am Verbrenner-Vorbild. Einziger Unterschied: Das Original mit zahlreichen V8-Varianten ist bis heute im Programm und erfreut sich weiter großer Beliebtheit.

Was erlauben Ford?

Vielleicht können die Fans deswegen den Namensmissbrauch für ein ganz anderes Auto verzeihen. Beim Capri hingegen ist die Aufregung groß: Der alte war eine Ikone, ein sportliches, leichtes, günstiges Coupé für ein breites Kundenspektrum. Der Neue ist nichts davon: viel zu schwer, um sportlich zu sein, zu elektrisch um Kult zu sein und zu teuer. Er versündigt sich am großen Erbe, versucht, mit dem alten Namen Sympathien zu heischen, die er nicht verdient hat. Und dann ist die motorsportuntaugliche Technik nicht mal von Ford, sondern von VW, die Karosse gar nicht weit weg vom Organspender. Nach Fords Logik hätte VW den ID.5 Scirocco nennen können. Nimm das, Köln!

Immerhin gibt es wieder einen Ford Capri

Bei allem Verständnis für die Wehmut der Original-Capri-Fans – aber dessen Totengräber und die des ganzen Segments der kompakten Coupés sind die Kunden: Früher war Schick ein Kaufgrund, heute ist es SUV. Ein Ende des Booms ist nicht abzusehen, genauso wenig wie eine Renaissance von attraktiv gestalteten Zweitürern. Aus Sicht des Herstellers kann die Lösung nicht sein, am Kunden vorbei gefühlte Kultautos anzubieten.

Andererseits gehört Ford der Name Capri und der ist mit positiver Markenhistorie aufgeladen. Dem Hersteller anzukreiden, seine Ikonen auf die Zukunft zu übersetzen, mutet eigentümlich an. Die Formensprache hat großen Anteil an der Legendenbildung – sie in die Moderne zu übertragen, kann nicht falsch sein, wenn es dazu dient, ein E-Auto attraktiv zu machen.

Wie Capri und Mustang in den 60ern

Den Original-Capri hat Ford eingestellt, weil ihn zu wenig Kunden wollten, ein modernes Auto ähnlichen Zuschnitts würde ebenfalls niemand kaufen. Wie sollten die Verantwortlichen eine solche Modellstrategie rechtfertigen? Zwei elektrische SUV-Coupés als Modelldoppel wie einst Mustang und Capri wirkt da jedenfalls deutlich stimmiger.

Umfrage
Ein Crossover mit dem Capri-Namen - passt das?
365 Mal abgestimmt
Klar, das geht!Nein, ein Sakrileg!

Fazit

Ford kämpft wie viele Hersteller mit der Transformation bzw. der Antriebswende. Modelle, die jahrzehntelang Bestseller waren, wie Fiesta, Focus, Mondeo oder Vans wie S-Max und Galaxy laufen aus (oder sind schon ausgelaufen) und bekommen keine Nachfolger.

So gesehen ist es doch eine gute Nachricht, dass der Capri nach fast 40 Jahren Pause wieder aufersteht. Wem der Alte lieber ist, der kann sich in unserer Kaufberatung über Stärken und Schwächen des Oldtimers informieren.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 18 / 2024

Erscheinungsdatum 15.08.2024

148 Seiten