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Erster Tesla Pickup als Eigenbau
Ungeduldige Youtuber machen Model 3 zum Pickup

2020 möchte Tesla einen Pickup auf den Markt bringen. Solange wollten ein paar Youtuber nicht warten – jetzt haben sie aus einem Model 3 einen Pickup gemacht.

Tesla Model 3 Pick-up-Umbau
Foto: Truckla

Seit fünf Jahren schwärmt Tesla-Chef Elon Musk von einem rein elektrisch angetrieben Pickup. Kein Wunder, sind doch Pickups die meistverkauften Fahrzeuge in den USA. Ford stellt mit dem F-150 seit Jahren den Bestseller – und genau dieses Modell würde Musk gerne mit seinem Pickup ablösen. Schließlich heißen Teslas Gegner in den USA nicht Mercedes, BMW oder Audi, sondern Ford, GM und Fiat Chrysler (FCA). Diese drei sind es auch, die in letzter Zeit auf dem heimischen Markt ihren Verkaufszahlen-Vorsprung und ihre Marktanteile vor Tesla ausbauen konnten. Auf diesen für Tesla also wichtigen Pickup wollten ein paar Tesla-affine Youtuber aber nicht mehr länger warten: Sie haben jetzt aus einem Model 3 den ersten Tesla-Pickup der Welt gebaut.

Unsere Highlights
Tesla Model 3 Pick-up-Umbau
Truckla
Truckla hat Youtuberin Simone Giertz ihren Tesla Pick-up getauft - als Verschmelzung der Worte Truck und Tesla.

Es war die in San Francisco lebende schwedische Youtuberin Simone Giertz, die das Tesla-Pickup-Projekt vorantrieb. Sie fragte per Twitter bei Elon Musk nach dem Zeitplan für den Serien-Pickup, bekam aber keine Antwort. Also entschied die technik- und roboterbegeisterte Schwedin, die sich selbst auch als Erfinderin bezeichnet, einen Pickup auf Basis eines Tesla zu bauen.

Ein Jahr Planung, dann Umbau mit Könnern

Ein Jahr verging, ehe die technische Planung und das Design des Pickups fertig waren. Als Unterstützung holte sich Giertz weitere Youtuber ins Boot: Die deutsche Designerin Laura Kampf, den freien Tesla-Mechaniker Richard Benoit aus Boston im US-Bundesstaat Massachusetts und den Mechaniker und Künstler Marcos Ramirez aus der kalifornischen San Francisco Bay Area. Dann kaufte Giertz ein brandneues Model 3 und entschuldigte sich gleich vorab: Sie wolle nicht als jemand dastehen, der einfach ein brandneues Auto zerlegt, sondern als jemand, der etwas Neues erschafft – schließlich sei ein Tesla-Pickup ihr Traumauto.

Tesla Model 3 Pick-up-Umbau
Truckla
Foto mit Hund: Am Tesla-Pick-up-Projekt war ein ganzes Team, darunter weitere Youtuber, beteiligt.

Schmerzfreier Elektroauto-Fan

Die 28-jährige Youtuberin aus Schweden outet sich als ein fanatischer Elektroauto-Fan. Bisher war sie nach eigenen Angaben eher dafür bekannt, dass sie mehr oder weniger nur Unterhaltungszwecken dienende (O-Ton: „beschissene“) Roboter baute und mal einen Gehirntumor hatte, jetzt will sie in der Autobranche Spuren hinterlassen. Schon bisher fuhr Giertz eine Art Elektroauto – ein optisch bizarres Comuta-Car des US-Herstellers Commuter Vehicles. Das Fahrzeug lief von 1979 bis 1982 vom Band, die Firma hatte das Design vom in Florida beheimateten Elektroauto-Hersteller Sebring-Vanguard gekauft – Sebring-Vanguard baute von 1974 bis 1977 das dem Comuta-Car zugrundeliegende Citicar. Die Gefährte waren mit 4.444 bis 1979 abgesetzten Exemplaren die meistverkauften Elektroautos in den USA, bis sie der Tesla Model S stückzahlenmäßig überholte. Ihren Youtube-Film zu dem schrägen Pendler-Vehikel kündigt Giertz mit dem verstörenden Vorwurf an: „Ich wusste nicht, dass ich Autos mag. Niemand hat mir gesagt, dass ich Autos mag.“

Sebring-Vanguard Citicar
Simone Giertz/https://www.youtube.com/watch?v=hXzcIoq2ing
Schmerzfreier Elektroauto-Fan: Seit 2017 fuhr Simone Giertz dieses Anfang der 1980er-Jahre von der Firma Commuter Vehicles hergestellte Comuta-Car.

Giertz betont, dass sie kein Auto mit Verbrennungsmotor besitzen möchte – sie gehöre zu einer Generation von Fahrern, die nur rein elektrisch unterwegs sein wollen. Dies untermauert die fast 30-Jährige mit einer kräftigen Ausdrucksweise: „Fuck oil companies. Seriously, fuck them.“ Die Youtuberin gehört zur Szene der sogenannten „Maker“. Diese Tüftler bauen oder verändern Dinge unter der Vermeidung von hohen Kosten und drehen darüber Videos. Als Maker, also Macher, brauche sie ständig Materialien und Bauteile, die sie gerne mit einem elektrischen Pickup transportieren würde, betont Giertz. Und so ein Pickup sei eben nun mal aktuell nirgends im Angebot.

Nach Vorbild von Pkw-Pickups

Den nun gebaute Model-3-Pickup nennt Grietz „Truckla“ als Verschmelzung der Worte Truck und Tesla. Der Truckla ist zusätzlich zu seinem Ladebett mit einem Gerüst für den Holztransport und einer 110-Volt-Steckdose ausgerüstet – 110 Volt sind die in den USA übliche Spannung für Haushaltsstrom. Das Gerüst ist vorn als Lichtbrücke ausgeformt und trägt drei Zusatzscheinwerfer von Hella.

Simone Giertz, die erst im Alter von 27 Jahren ihren Führerschein gemacht hat, ist stolz auf das Umbauergebnis – sie befürchtete, der Pickup könnte scheußlich aussehen. Allerdings sind Pkw-Pickups nichts Neues: Der Holden UTE lief beispielsweise von 2000 bis 2017 in Australien vom Band, sein direkter Konkurrent war der Ford Falcon UTE. Die größten Vorbilder waren der von 1959 bis 1987 gebaute Chevrolet El Camino und der bereits seit 1957 gebaute Falcon-Vorgänger Ranchero. BMW baute 1986 und 2011 jeweils ein 3er Cabrio (E30 und E93) für interne Transportzwecke zu einem Werkstatt-Pickup um. Allen Pkw-Pickups gemein ist das gefällige und bei Fans beliebte Aussehen. Giertz selbst ist zufrieden und berichtet inzwischen davon, dass sie mit dem Truckla bereits ihr erstes Parkknöllchen bekommen hat.

Umfrage
Ist ein elektrischer Pickup auch etwas für den deutschen Markt?
1779 Mal abgestimmt
Ja, die Zukunft ist nun mal elektrisch.Nein, ich mag nicht mal Pick-ups.

Fazit

Der Truckla ist als Pkw-Pickup auf Basis eines Tesla Model 3 optisch gelungen. Zudem haben Simone Giertz und ihre Youtuber-Freunde den ersten rein elektrisch angetriebenen Pickup der Welt gebaut – dafür gebührt ihnen Respekt. Die elektrische Variante des Megasellers Ford F-150 könnte genauso bald kommen wie ein Serien-Pickup von Tesla oder der R1T EV des kalifornischen Startups Rivian – aber die Youtuber waren schneller. Und selbst wenn sie langsamer gewesen wären, hätte der gelungene Model-3-Pickup jede Menge Aufsehen erregt.

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