Denza Z9 GT im Fahrbericht: Luxus mit Reibetrick

Denza Z9 GT im Fahrbericht
Luxus mit Reibetrick

Zuletzt aktualisiert am 11.04.2025

Mit seinen 5,18 Metern Länge ist der Denza Z9 GT auf dem Papier so lang wie eine Mercedes-S-Klasse, in natura überrascht er mit ausgewogenen Proportionen. Breitschultrig und flach erinnert der Chinese an den inzwischen eingestellten viertürigen Shooting Brake Porsche Panamera Sport Turismo. Ex-Audi-Chefdesigner Wolfgang Egger hat das Auto designt – und BYD möchte seine Tochter Denza als Audi-Konkurrent etablieren. Auch wenn Denza den Z9 GT bereits seit September 2024 in China verkauft, soll die Marke vornehmlich für den europäischen Markt gedacht sein – ein Angebot in Nordamerika ist nicht geplant. Und die in Amsterdam sitzenden 50 Denza-Ingenieure, die speziell an technischen Anpassungen an die Bedürfnisse europäischer Kunden arbeiten, haben auch die deutsche Autobahn im Blick.

Innen ist der Z9 GT luftig wie in einem Loft. Vorn gibt es viel Platz, hinten noch mehr. Wer mag, bestellt sich die Kühl- und Warmhalteschränke für die Mittelkonsole vorn (4 Liter) und hinten (6 Liter). Das Cockpit ist für Technikfans gemacht: Drei Monitore, viele glänzende Kristalloptik-Knöpfe (okay, es ist Kunststoff – aber hübsch) und ein echter Gangwahlhebel. Dort, wo ein Tesla-Fahrer auf ein überwältigendes Nichts schaut, gibt es im Z9 GT viel zum Anfassen und Einstellen. Ein kamerabasierter Innenspiegel und die ebenso kamerabasierten Außenspiegel kosten Aufpreis, wobei die Ausstattungslevel für den europäischen Markt noch nicht festgelegt sind.

Komfort ist Trumpf

Klar, die fast drei Tonnen Leergewicht wollen in Kurven nach außen. Aber das optionale Luftfahrwerk stemmt sich gekonnt dagegen. Zum Marktstart wird es auch ein Stahlfahrwerk und eins mit magnetorheologischen Stoßdämpfern geben. Bei kurzen, ruppigen Schwellen bleibt der luftgefederte Z9 erstaunlich gelassen und ist deutlich komfortabler als sämtliche Tesla-Modelle. Die Allrad-Lenkung ist bei niedrigen Geschwindigkeiten weich und etwas entkoppelt, mit höherem Tempo steigt der Widerstand. Die Hinterräder lenken in einem Winkel von bis zu zehn Grad ein, beim Crab Walk oder beim 360-Grad-U-Turn auch bis zu 15 Grad. Und die Bremsen? Genau richtig – nicht giftig, aber wirkungsvoll. Fahrwerk, Lenkung, Bremsen – alles haben die Ingenieure auf Komfort abgestimmt.

Denza bietet den Z9 GT in einer reinen Elektroversion und in einer Version als paralleler Plug-in-Hybrid (von uns gefahren) an. Diese arbeitet mit einem Elektromotor an der Vorderachse und zwei Elektromotoren hinten. Deren addierte Leistung beträgt 640 kW (870 PS) – ob die Systemleistung tatsächlich so hoch ist, ist noch nicht bekannt. Der zusätzliche 2,0-Liter-Turbobenziner leistet 206 PS und lädt nicht nur die Batterie, sondern liefert bei Bedarf Momente auch direkt an die Vorderräder. In 3,6 Sekunden sprintet der Z9 GT auf Tempo 100, maximal sind 240 km/h möglich. Vielleicht sind bis zur Europa-Homologation sogar 250 km/h drin. 190 km/h sind fast unbemerkt erreicht – und fühlen sich höchstens wie 90 km/h an. Der Verbrenner knurrt während seiner Arbeit leise – am hörbarsten sind die Abrollgeräusche der 20-Zoll-Räder.

Überraschende Fahr-Tricks

Der Z9 GT basiert auf BYDs neuer e³-Plattform, die die Ingenieure auf Basis der e-3.0-Plattform extra für Denza entwickelt haben. Und diese Plattform ermöglicht drei Tricks – einer für die Sicherheit und zwei für den Komfort und die Show.

Trick Nummer 1: Ein Reifenplatzer-Assistent soll offiziell 180 und inoffiziell bis 205 km/h funktionieren. Platzt ein Reifen, stellen sich die Raddrehmomente und das Fahrwerk blitzschnell auf die Situation ein, sodass das Fahrzeug nicht ausbricht. Wir haben es nicht selbst ausprobiert, sondern eine Vorführung gesehen. Bei 100 km/h verliert ein spezielle präpariertes Test-Rad plötzlich seine Luft – und der Z9 GT fährt ohne Ruckeln geradeaus weiter. Die dafür nötigen Regelungen erfolgen über die radselektiven Drehmomente, das ESP und das Fahrwerk.

Denza Z9 GT
Harald Dawo

Trick Nummer zwei: Der sogenannte Crab Walk ist bisher eher von Geländewagen bekannt. Sämtliche Räder lenken in die gleiche Richtung, wobei die Hinterräder bis zum besagten Winkel von 15 Grad einschlagen können. Von außen sieht die spektakulär aus, von innen fühlt sich die Fahrt allerdings ganz normal an.

Die größte Überraschung ist Trick Nummer 3: Fürs Einparken gibt es einen 360-Grad-Turn, wobei die Vertikalachse durch eines der Vorderräder verläuft. Dieses bleibt stehen, während die anderen drei Räder in verschiedenen Winkeln einlenken und das Heck durch langsame Drehung in die Parklücke reiben – oder wieder heraus. Die Hinterräder drehen sich dabei gegenläufig zum sich drehenden Vorderrad. Dies sieht von innen und außen spektakulär aus und hinterlässt leichte Reifenspuren auf dem Asphalt. Die Denza-Verantwortlichen beschwichtigen: In China müsse ein Z9 bei Tests aktuell 30 dieser Manöver täglich absolvieren, nach 40 Tagen sei dann ein Reifenwechsel fällig. Macht ohne weitere Belastungen in der Theorie 1.200 Einparkmanöver, bevor die Reifen verschlissen sind. Wer seine Reifen schonen möchte, darf natürlich weiterhin klassisch einparken.

Denza Z9 GT
Denza

Marktstart und Preis

Der Denza Z9 GT kommt als reine Elektrovariante (stand nicht zum Test zur Verfügung) im vierten Quartal 2025 auf den Markt, der von uns gefahrene Plug-in-Hybrid wird ab dem ersten Quartal 2026 ausgeliefert. Denza baut ein eigenes Händlernetz aus, das zum Marktstart in Deutschland zirka 20 Händler umfassen wird. Die Preise für den Z9 GT sind noch nicht bekannt, sollen gerüchteweise aber bei zirka 100.000 Euro beginnen.