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Datenvergleich Bolt EUV vs. Model Y
Tesla geht dem E-SUV-Duell aus dem Weg

Chevrolet wollte mit dem Bolt EUV Tesla unter Druck setzen. Elon Musk reagiert auf den Neuling, indem er das Einstiegsmodell des Model Y kurzerhand vom Markt nimmt. Wir schicken die beiden Elektro-SUV dennoch ins Daten-Duell.

02/2021, Chevrolet Bolt EUV vs Tesla Model Y
Foto: Hersteller; Bearbeitung: Patrick Lang

Wie schnell sich die Dinge ändern können, wenn Tesla im Spiel ist, zeigt sich exemplarisch in diesen Tagen. Hier eine kurze Chronologie: Im Sommer 2020 ließ Firmenchef Elon Musk vermelden, dass das immer wieder herbeispekulierte Basismodell des Model Y nicht kommen werde. Ein Tesla müsse eine Mindest-Reichweite von 250 Meilen (402 Kilometer) bieten; das sei bei dieser Version nicht möglich. Im Januar 2021 kündigten die Kalifornier plötzlich genau dieses Model Y an, Beiname "Standard Range". Als Chevrolet am 14. Februar 2021 seinen flammneuen Bolt EUV vorstellte, senkte Tesla wenige Tage danach sogar dessen Preis. Doch jetzt, nur ein Wochenende später, gibt es die Standard-Range-Version nicht mehr. Sie ist spurlos aus Teslas Angebot verschwunden und nicht mehr über die Website des Herstellers konfigurierbar.

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An den Daten hapert es

Es sieht ganz danach aus, als wolle Tesla dem naheliegenden Duell mit dem Bolt EUV vorerst aus dem Weg gehen. Doch so leicht kommt uns Elon Musk nicht davon – wir machen den Datenvergleich trotzdem! Das Problem: Genau bei den Daten hapert es hie und da. Chevrolet hat bisher nicht alle Werte des Bolt EUV bekanntgegeben – über die Fahrleistungen ist beispielsweise noch gar nichts bekannt. Hier müssen jene des Bolt EV als Näherungswerte herhalten. Tesla gibt bekanntermaßen offiziell nur die nötigsten Daten zu seinen Modellen heraus. Hier helfen die sich rege über das Internet austauschende Community. Dennoch ist es möglich, dass diese Daten nicht zu hundert Prozent den realen Werten entsprechen; plausibel sind sie freilich trotzdem.

02/2021, 2022 Chevrolet Bolt EUV
General Motors
Mit seiner 65-Kilowattstunden-Batterie bietet der Chevrolet Bolt EUV eine Reichweite von 402 Kilometern.

Warum es dieser einleitenden Einschränkungen bedarf, zeigt sich direkt beim Herzstück eines jeden Elektroautos: der Batterie. Deren Kapazität hat Tesla für das nur wenige Wochen verfügbare Model Y Standard Range nämlich nie genau beziffert. Die in vielen US-Medien in den Raum gestellten 60 Kilowattstunden dürften der Wahrheit aber ziemlich nahe gekommen sein. Zudem schwirrte die von der US-Umweltbehörde EPA prognostizierte und nach Musks Verständnis zu geringe Reichweite von 393 Kilometern durch's Netz. Beim Bolt EUV ist die Sache transparenter: 65 Kilowattstunden sollen für 402 Kilometer reichen.

Der Bolt EUV fährt und lädt langsamer

Wenn es ums Aufladen geht, ist das Bild klarer: An einer Wallbox oder einer Standard-Ladesäule zieht das Model Y – unabhängig von der Modellvariante – Strom mit bis zu 11,5 kW; ein entsprechender Onboard-Charger ist serienmäßig installiert. An Teslas neuesten V3-Superchargern ist inzwischen gar ultraschnelles Laden möglich: Und zwar mit bis zu 250 kW, was eine Akkuladung von fünf auf 85 Prozent in nur 20 Minuten ermöglichen soll. So fix geht es beim Bolt EUV nicht. Laut Chevrolet tankt der Elektro-SUV an Gleichstrom-Schnellladesäulen bis zu 153 Kilometer in rund 30 Minuten nach. Daheim kann serienmäßig auch nur mit bis zu 7,2 kW geladen werden; ein 11-kW-Kabel kostet extra.

Tesla Model Y, Frunk
Hans-Dieter Seufert
Der Tesla Model Y ist zu deutlich schnellerem Nachladen in der Lage als der Chevrolet Bolt EUV.

Wie schaut's bei den Antrieben aus? Gute Frage! Schwarz auf Weiß lesen wir bisher nur die Daten des Chevy-Neulings: Sein auf die Vorderräder wirkender und mit einem Ein-Gang-Getriebe verblockter Motor leistet 150 kW / 204 PS und liefert ein Drehmoment-Maximum von 360 Newtonmetern. Wie schnell der Elektro-SUV damit ist, verraten die Amerikaner noch nicht. Einen Hinweis gibt das in 6,5 Sekunden von Null auf 60 mph (96,6 km/h) und auf maximal 145 km/h sprintende Vor-Facelift-Modell des kleineren, aber technisch fast identischen Chevrolet Bolt EV. Wahrscheinlich ist, dass der EUV etwas langsamer beschleunigt, aber denselben Topspeed bietet.

Tesla Model Y mit drei Modellversionen

Bei Tesla sind technische Daten und Fahrleistungen sowieso eher Spekulation als Fakten. Wir wissen, dass beim Standard Range der Motor an der Hinterachse sitzen und über ein Ein-Gang-Getriebe die dortigen Räder antreiben sollte. Damit wäre er auf jeden Fall stärker und schneller als der Chevy gewesen. Wenn auch nicht in derart großem Ausmaß wie die beiden weiterhin erhältlichen zweimotorigen und allradgetriebenen Modellversionen "Long Range" und "Performance". Sie beschleunigen in 4,8 beziehungsweise 3,5 Sekunden von null auf 60 mph (96,6 km/h) und erreichen Höchstgeschwindigkeiten von 217 respektive 250 km/h. Dank ihrer 75-Kilowattstunden-Batterie bieten sie Reichweiten von 525 oder 488 Kilometern. Den Chevrolet Bolt EUV gibt es vorerst nur mit dem beschriebenen Antriebsstrang.

02/2021, 2022 Chevrolet Bolt EUV
General Motors
Mit 1.611 zu 1.926 Litern ist der Bolt-Kofferraum etwas kleiner als das Gepäckabteil des Model Y.

Bei den Dimensionen zeigt sich, dass beide Elektro-SUV technisch von Basisautos unterschiedlicher Segmente abstammen. Der Bolt EUV leitet sich vom kompakten Bolt EV ab und misst 4,31 Meter in der Länge, 1,77 Meter in der Breite und 1,62 Meter in der Höhe (bei einem Radstand von 2,68 Meter). Das auf dem Mittelklasse-Model 3 basierende Model Y ist nicht nur schwerer (2.003 statt 1.669 Kilogramm), sondern auch in fast allen Belangen größer (4,75 Meter, 1,92 Meter und 1,62 Meter bei einem Radstand von 2,89 Meter). Das macht sich in einem größeren Kofferraum (maximal 1.926 statt 1.611 Liter) bemerkbar. Die Allrad-Versionen bieten neuerdings optional eine dritte Sitzreihe, was sie bei Bedarf zu Siebensitzern macht. Im Chevrolet gibt es höchstens fünf Sitzplätze.

Innen ist Diversität Trumpf

Womit wir in den Innenräumen angekommen wären, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Der Bolt EUV ist recht konventionell eingerichtet: Hinter dem Lenkrad sitzt ein acht Zoll großer Instrumenten-Bildschirm, der von einem zentral im Armaturenbrett positionierten 10,2 Zoll-Touchscreen ergänzt wird. Auf das linke Display verzichtet der Tesla; dafür ist sein Infotainment-Monitor umso größer (15 Zoll).

Tesla Model Y (2020)
Tesla
Der zentrale 15-Zoll-Monitor ist das einzige Display im Model-Y-Cockpit.

Die Frage nach den vorhandenen Konnektivitäts-Möglichkeiten stellt sich im Kalifornier eigentlich nicht. Fast alles ist möglich, bis hin zu Bewegtbild-Streaming via Netflix und Youtube und gar Videospiel-Anwendungen. Im Chevrolet sind immerhin Apple Carplay, Android Auto und Amazon Alexa an Bord; Letztere sorgt für das nötige Sprachverständnis. Die passenden Apps, mit denen sich das Wohlbefinden des Fahrzeugs aus der Ferne nachvollziehen lässt, gibt es für beide Autos. Doch auch hier sind die Funktionen beim Tesla etwas breiter gefächert.

Super Cruise bremst den Autopiloten aus

Wer dachte, das trifft auch bei den Fahrassistenten zu, sieht sich vom Bolt EUV eines Besseren belehrt. Klar, die Tesla-Spielereien des automatischen Einparkens (Summon) und Herbeirufens aus einiger Distanz (Smart Summon) bietet er nicht. Aber er darf als erster Chevrolet (bisher kam es nur in Cadillac-Modellen zum Einsatz) das Super-Cruise-Paket aus dem General-Motors-Konzern nutzen. Das erlaubt – wenn auch abzüglich der Funktion des selbständigen Spurwechsels – teilautonomes Fahren auf einem ähnlichen Level wie Teslas Autopilot. Oder gar auf einem besseren Niveau, wie das US-Magazin Consumer Reports in einem Test herausgefunden hat. Dabei bemängelten die Verbraucherschützer die unzureichende Fahrer-Überwachung des Tesla-Systems. Nicht nur, aber vor allem in diesem Bereich habe die Super-Cruise-Technik mit der auf den Fahrer gerichteten Kamera die Nase vorn, weshalb sie sogar den Gesamtsieg holte.

02/2021, 2022 Chevrolet Bolt EUV
General Motors
In einem unabhängigen Test hat das Super-Cruise-System besser abgeschnitten als Teslas Autopilot.

Gutes Stichwort: Setzt sich der Bolt EUV auch im gesamten Daten-Vergleich durch? Das hängt vor allem vom Budget der Kunden ab, was uns zu den Preisen der in Deutschland (im Fall des Model Y noch) nicht erhältlichen Elektroautos führt. Zum Marktstart im Sommer 2021 wird es den Chevy nur als 43.495 Dollar (etwa 36.000 Euro) teure Launch Edition geben. Zu diesem Zeitpunkt hätte er gegenüber dem für einige Tage von 43.190 auf 41.190 Dollar (gut 34.000 Euro) preisgesenkten Model Y Standard Range das Nachsehen gehabt.

Doch nachdem das eben eingeführte Model Y-Basismodell ja schon wieder Geschichte ist, steht für Teslas elektrischen Kompakt-SUV ein Basispreis von 47.490 Dollar (gut 39.000 Euro) für die Long-Range-Version zu Buche. Es dürfte zudem nicht lange dauern, bis die regulären Modellversionen des Bolt EUV starten. Und zwar zu Preisen ab 33.995 Dollar (gut 28.000 Euro).

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Ja, da glaube ich an den heimischen Wunsch nach guter Qualität.Nein, gegen das Tesla-Produktionssystem ist auch ein heimischer Facharbeiter machtlos.

Fazit

Datenvergleiche sind eher theoretischer Natur. Das gilt natürlich besonders dann, wenn eines der gegenübergestellten Autos plötzlich nicht mehr erhältlich ist. So hat das Ganze etwas von Schattenboxen für den Chevrolet Bolt EUV, der das bessere Fahrassistenz-Paket und die leicht größere Reichweite für sich verbucht hätte. Das Tesla Model Y hätte sich auch in seiner Standard-Range-Version als schneller fahrendes und flotter ladendes Auto positioniert, das zudem geräumiger ist und mehr Technik- sowie Konnektivitäts-Schnickschnack bietet.

Der Vergleich steht nun für manche Kategorie im Konjunktiv, weil die zweimotorigen Model-Y-Varianten in puncto Größe, Leistung und Preis einfach zu weit vom Bolt EUV entfernt sind, um tatsächlich als Konkurrenten zu gelten; sie spielen mindestens eine Liga höher. Schade, dass Tesla nur kurz gezeigt hat, dass es das einmotorige Model Y anbieten kann. Ein erschwingliches Einstiegsmodell im nach wie vor boomenden SUV-Segment hätte den Versprechungen von Teslas 25.000-Euro-E-Auto Nachdruck verliehen. Dass ausgerechnet der vielfach als rückständig geschmähte Autogigant GM schon bald den Abstand zu Musks plakativem Zukunfts-Preis-Tag auf 3.000 Euro verkürzen wird, ist jedenfalls bemerkenswert.

Doch wer weiß: So schnell sie verschwunden ist, kann die Standard-Range-Version des Tesla Model Y zurückkehren. Na los, Elon, trau' Dich! Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft.

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