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DS X E-Tense im Fahrbericht
So fährt das asymmetrische Elektro-Concept Car

Er soll eine Vision für das Autofahren im Jahr 2035 sein und wir dürfen ihn jetzt schon mal ausprobieren – so richtig hinterm Steuer: Der DS X E-Tense ist ein – vorsichtig ausgedrückt – außergewöhnliches Auto mit Glaskuppel und Federsitz.

Als wäre ein Ufo gelandet: Bei der Optik des X E-Tense haben die DS-Designer mit allem gebrochen, was sie an klassische Automobile erinnert hat. Front und Heck sind asymmetrisch und trotzdem gelungen. Die Scheinwerfer bestehen aus vielen per Hand zusammengesetzten Dreiecken, die in der Karosserie-Oberfläche sitzen – in Zukunft soll es keine Trennung mehr zwischen Karosserie und Scheinwerfern geben. LEDs werden wie Pigmente an den passenden Stellen in der Oberfläche der Karosserie verteilt und bringen bei Bedarf große Flächen in kunstvollen Strukturen zum Leuchten.

Unsere Highlights
DS X E-Tense
gregphoto@yahoo.fr
Bei der Längsverstellung des Fahrersitzes verschieben sich die einzelnen Lederstreifen.

Ungewöhnlich ist auch die überklare Trennung von Fahrer und Beifahrer: Während der Fahrer ohne Windschutzscheibe im Freien sitzt und ihm das nasse Herbstlaub ins Gesicht zeckt, lümmelt der Beifahrer geschützt unter einer Glaskanzel, die fast seinen Kopf berührt. Der Fahrer hat ein kleines, sehr tiefes Lenkrad vor sich, das an die Steuerräder von Dragster-Rennern erinnert. Durch die drei Speichen ist der schmale aufrecht stehende Instrumentenbildschirm zu sehen – er sitzt hinter einem Block aus zentimeterdickem geschliffenem Glas. Rechts und links vom Fahrer sind auf der Brüstung die Knöpfe für die Fahrstufe hintereinander aufgereiht – auf beiden Seiten jeweils einmal. Für die trotz des Kokon-Looks mögliche Sitzverstellung muss der Fahrer den Knopf zwischen seinen Beinen drücken. Und als ob das nicht alles schon subversiv genug wäre: Rückspiegel, Außenspiegel, Kameras und Sensoren gibt es nicht. Dagegen geht es im Fußraum vergleichsweise klassisch zu: Ein Bremspedal und das Teil, was früher Gaspedal hieß, warten auf Tritte.

DS X E-Tense
gregphoto@yahoo.fr
Auf der Beifahrerseite gibt es zwei Sitzplätze - der vordere lässt sich umklappen und nach vorn wegschieben.

Glasboden, Fußbank-Sitz und Kaffeeautomat

Ganz anders der Fußraum des Beifahrers: Eine riesige Glasplatte gibt den Blick auf den Untergrund frei. Das Glas soll stabil sein, trotzdem ist es ein komisches Gefühl, es zu betreten, man setzt seine Füße lieber ganz vorsichtig am Rand auf. Der Schulterbereich der Sitzlehne ist kunstvoll mit blau und rot gefärbten Entenfedern gespickt – das sieht aus, als hätte man sich einen Haut-Couture-Umhang übergeworfen. Vor dem Beifahrer thront eine Art Fußbank – nach hinten gezogen und aufgeklappt, ergibt diese einen weiteren Sitz. Links neben dem Beifahrer, also in der Trennwand zum Fahrer, lässt sich eine breite dreieckige Klappe nach oben öffnen – sie verbirgt eine Kaffeemaschine, die bei der fahrbaren Studie leider ohne Funktion ist. So blubbert kein heißes Wasser durch gekapseltes Kaffeepulver in den mitgeführten Pappbecher. Spannend, ob diese Kaffeebrühmethode auch im Jahr 2035 noch Mode ist.

Die verlassene Landstraße in der Nähe von Paris ist herbstlich nass, Nebel hängt unbeweglich im Wald. Kräftig die Bremse treten, den mit „D“ beschrifteten Brüstungsknopf drücken, eine Sekunde warten bis „D“ hinter dem Kristallblock leuchtet und beim sanften Tritt aufs „Gas“ rollt der X E-Tense entspannt los. Soweit fühlt sich alles noch ganz normal nach Elektroauto an. Für den Beifahrer gilt das nicht: Gespannt sieht er den Asphalt unter sich entlang flitzen. Bei höheren Geschwindigkeiten verwischt das Bild, aber jeder Kiesel, knallt wie ein Schuss gegen den Glasboden, zuckt akustisch heftig durch die Kabine und lässt den Beifahrer immer wieder von Neuem hoffen, dass das Glas hält.

Technische Daten DS X E-Tense

Motor

Typ

100 % elektrisch (Antriebsstrang von DS Performance)

Maximale Leistung (begrenzt):

200 kW (272 PS)

Batterien:

2 x 12 V Hochleistungs-Lithium-Ionen-Akkus

Getriebe

Automatik - Monospeed

Fahrwerk

Karosserie:

Chassis aus Karbon

Antrieb:

Vorderradantrieb

Bremsen vorn/hinten:

4 Kolbenzangen, 380 mm innenbelüftete Scheibenbremsen

Aufhängung:

Dreiecks-Querlenker aus Stahl

Reifen:

Michelin Pilot Sport 4S 275/40 R22

Abmessungen

Länge:

4,75 Meter

Breite:

2,10 Meter

Höhe:

1,20 Meter

Gewicht:

2.000 Kilogramm

Leistung

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h:

3,7 Sekunden

Maximalgeschwindigkeit:

225 km/h

Ausstattung

Flächenlicht

DS Light Veil

HiFi-System

Focal

Accessoires

Interieur in Zusammenarbeit mit „Maison Lemarié“, Uhr von B.R.M. Chronographes

Fährt richtig – richtig hart

Mit steigender Geschwindigkeit transportiert der Fahrtwind die Tränenflüssigkeit des Fahrers auf kürzestem Wege zu dessen Ohren – fürs Beweisfoto wird kein Helm aufgesetzt. Das Geräusch des 200-Kilowatt-Elektromotors (272 PS) in Kombination mit dem Untersetzungsgetriebe schwillt enorm an, jetzt frisst sich eine heulende Hooligan-Maschine bedrohlich durch den Wald. Das Fahrwerk ist so hart wie die Kieselsteine auf der Straße und die Frontlippe ist vom Asphalt nur zwei Zentimeter entfernt. Kleine Unebenheiten rammen sich mit Lust ins Fahrzeug, schütteln die Insassen durch. Der Fahrer arbeitet derweil mit einer weichen Lenkung und orientiert sich artig an der Mittellinie, da er die rechte Seite des zwei Meter breiten Wagens aufgrund dessen asymmetrischer Bauweise nicht sehen und nur schwer einschätzen kann. Trotz rutschiger Strecke hat der rundum mit 22-Zöllern bewehrte Renner immer ordentlich Traktion – Bremsen verlangt vom Fahrer aber einiges an Kraft, die Bremskraftverstärkung scheint nur milde zu sein. Wenden an einem Kreisverkehr, zurück in den Nebelwald zu einer verschlafenen Ausfahrt, wo der DS X E-Tense schnell und geräuschlos auf einen Lkw verladen wird. Dem Fahrer schießt durch den Kopf, dass es total irre aber auch toll ist, dass DS diesem Mega-Paradiesvogel-Auto einen echten Motor zum Fahren spendiert hat. Und eine Straßenzulassung.

Fazit

Er sieht aus wie aus einer anderen Welt und fährt hart und rein elektrisch: Der DS X E-Tense ist wirklich besonders. Extrovertiert und anders bis zum Anschlag. Es ist es super, dass die DS-Ingenieure ihn fahrbar gemacht haben. In Serie wird er nicht gehen und wie wir im Jahr 2035 fahren, weiß aktuell niemand – auch wenn Zukunftsforscher damit ihr Geld verdienen. Die Designer und Ingenieure träumten beim X E-Tense auch noch von zwei E-Maschinen mit einer Systemleistung von bis zu 1.360 PS und einer Hologramm-Beifahrerin – selbst ohne diese zusätzliche Elektrik ist er wunderbar extrem und bricht gnadenlos mit alten Denkweisen.

Während der Fahrt durch den nebeligen Wald kommen wir an einer wandernden Seniorentruppe vorbei. Den Wanderern fällt unser Ufo auf, sie winken freundlich und konzentrieren sich dann wieder auf die Bäume, die im Jahr 2035 vielleicht gar nicht so viel anders aussehen werden als heute.

Die aktuelle Ausgabe
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Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten