Als der BMW i3 im Jahr 2013 als eines der ersten deutschen Serien-Elektroautos auf den Markt kam, betrug die realistische Reichweite nur rund 130 Kilometer. Der Akku hatte allerdings auch nur eine Netto-Kapazität von 18,8 Kilowattstunden. Ein kleiner Verbrennungsmotor als Range Extender zum Laden der Batterie konnte den Einsatzradius immerhin auf rund 300 Kilometer erweitern – allerdings mit einer deutlich schlechteren Umweltbilanz. In den vergangenen Jahren verschwand das Konzept eines Reichweitenverlängerers aus den BMW-Planungsbüchern. Bis jetzt.
Rückschritt oder Fortschritt?
Denn BMW erwägt offenbar die Rückkehr zum Range Extender für Elektrofahrzeuge. Medienberichte von der "Automobilwoche" und dem britischen Magazin "Autocar" deuten darauf hin, dass BMW bereits konkrete Tests mit einem iX5-Prototyp (interner Name: iX5 REx) durchführt. Ziel sei es, vor allem auf dem chinesischen Markt eine wettbewerbsfähige Alternative zu rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) anzubieten.
Mit einem Range Extender an Bord könnte ein BMW iX5 eine kombinierte Reichweite von etwa 1.000 Kilometern möglich machen. Zum Einsatz soll offenbar der neu entwickelte "Electric Range Extender" des Zulieferers ZF kommen. Dieses System kombiniert eine E-Maschine mit Inverter, Planetengetriebe und optionaler Kupplung. Es kann entweder rein als Generator oder auch als unterstützender Antrieb fungieren.
Nächster X5 auf CLAR-Plattform
Der iX5 REx könnte bereits ab 2026 auf Basis der bestehenden CLAR-Plattform angeboten werden, die BMW auch für seine Modelle X3 und X7 nutzt. Die Einführung weiterer REx-Varianten – etwa beim künftigen iX7 – ist ebenfalls denkbar. Die Technik könnte auch mit BMWs neuer E-Antriebsgeneration (800-Volt-System, Ladeleistung bis 400 kW) kombiniert werden, wie sie für die "Neue Klasse" vorgesehen ist.
Einen ersten Fahreindruck des kommenden iX3 auf Basis der Neuen Klasse schildern wir in der Bildergalerie.
Laut Aussagen aus dem BMW-Entwicklerteam ist die Integration eines Range Extenders kein triviales Unterfangen. Die thermischen Lasten und das Energie-Management unterscheiden sich deutlich von einem klassischen E-Antrieb. Dennoch wird der Aufwand als beherrschbar eingeschätzt – besonders, da BMW bereits mit dem i3 REx reichlich praktische Erfahrungen gesammelt haben dürfte.
Marktumfeld zwingt zum Umdenken
China sei der Schlüsselfaktor für die aktuellen Überlegungen. Dort hat sich das Interesse an sogenannten EREVs (Extended Range Electric Vehicles) zuletzt stark erhöht. Marken wie Li Auto feiern mit solchen Konzepten große Erfolge. Fahrzeuge wie der Li Auto L6 erreichen über 1.000 Kilometer Reichweite, was insbesondere in Regionen mit schwacher Ladeinfrastruktur als entscheidender Vorteil gilt. Einen ähnlichen Trend verzeichnet der Markt in Nordamerika, wo Range Extender ebenfalls beliebter werden.
Auch andere Hersteller wie Xpeng oder Volkswagen setzen inzwischen verstärkt auf den Akku-Booster, um den wachsenden Kundenwünschen in China und Nordamerika gerecht zu werden. In den USA beispielsweise bremsen große Distanzen und eine unzureichende Ladeinfrastruktur die Akzeptanz reiner E-Autos. Dort sieht auch VW-Chef Oliver Blume Marktpotenzial für diese Technologie – etwa über die neue Pick-up-Marke Scout.