Vorsprung durch Unterstützung aus China – das hat sich Audi dann doch nicht getraut – zumindest nicht fürs Original. Daher führt die VW-Tochter in China eine neue Marke ein. Sie heißt zwar genauso, schreibt sich aber in Großbuchstaben und verzichtet auf die berühmten vier Ringe.
Für die Technik ist kein Nachteil: Der AUDI E hat Batterien vom Marktführer CATL und eine State-of-the-Art-Elektronik-Architektur mit vier Zentralrechnern, während in Europa Verzögerungen bei Elektronik und Software wiederholt für Verzögerungen bei Einführungen von Modellneuheiten wie dem Q6 führten.
Die ersten drei E-Auto-Modelle aus der Kooperation mit SAIC sollen in der Mittelklasse und Oberklasse (B- und C-Segment) an den Start gehen. Die Zusammenarbeit reduziert laut Audi die
Entwicklungszeit bis zur Markteinführung um 30 Prozent. Das erste Serienmodell komme daher bereits 2025 auf den Markt, so Audi.
Der AUDI E Concept ist ein sportlicher Kombi
Das jetzt in Shanghai präsentierte Showcar ist 4,87 Meter lang, 1,99 Meter breit und mit einer Höhe von 1,46 ziemlich flach. Der Radstand von 2,95 Meter ist hingegen üppig, was viel Platz im Inneren garantieren soll. Optisch nimmt man dem Kombi-artig gestalteten Concept-Car den Audi vor allem vorne ab, von hinten erinnert das als Sportback bezeichnete E-Auto eher an Modelle chinesischer Provenienz.

Audi, AUDI oder E-Auto aus China? Die Heckansicht des Concept Cars ist nicht nur der Ingolstädter Marke zuzuordnen.
Unter der modernen Hülle sorgen zwei Elektromotoren, je einer an der Vorder- und Hinterachse, zusammen für 570 kW (775 PS). Die gute Traktion dank Allradantrieb, der auch in China Quattro heißen darf, soll den Sprint von 0 auf 100 km/h in 3,6 Sekunden möglich machen. China-spezifische Fahrerassistenzsysteme sollen den Fahrer auf Schnellstraßen, im dichten Verkehr der Megacity und beim automatisierten Parken unterstützen bzw. absichern.
Der Akku im Concept-Car hat 100 kWh, was nach chinesischer CLTC-(China Light-Duty Vehicle Test Cycle)-Norm 700 Kilometern ermöglichen soll. Die von Audi als Advanced Digitized Platform bezeichnete technische Basis arbeitet mit 800 Volt, damit das Laden schnell geht: In nur zehn Minuten am Schnellader soll der AUDI E 370 Kilometer Reichweite "nachtanken" können.
Innenraum speziell für chinesische Kundschaft
Bei der Gestaltung des Concept-Cars hat Audi zahlreiche Designer mit langjähriger Erfahrung im Designzentrum Beijing eingesetzt. Sie sollen "ein tiefes Verständnis für ästhetische Codes in China entwickelt" haben und um die Wünsche der chinesischen Kunden wissen. Trotzdem dürften auch Europäer das Interieur als eines von Audi erkennen.

Ein Riesen-Touchscreen ist für China Pflicht.
Auffällig ist das geschwungene, sich über die ganze Breite erstreckende 4K-Touch-Display unter der Windschutzscheibe, in das die digitalen Außenspiegel integriert sind. Die Mittelkonsole bietet offene Ablagen für zwei Smartphones. Die Türen sind mit illuminiertem Holz und Mikrofaser im Lamellendesign verkleidet.
Digitale Systeme und Konnektivität im China-Style
Das Bediensystem nennen die Ingolstädter AUDI OS. Es soll auch die ausgefallensten Wünsche der verspielten chinesischen Kundschaft erfüllen. Die "digitale Bühne" lässt sich offenbar individuell an alle Fahrgäste anpassen, alle wichtigen Informationen präsentiert sie auf der obersten Menüebene. Dazu gehört ein eigenes Entertainment- und App-Ökosystem – individuell mittels Gesichtserkennung gesteuert. Natürlich bietet die Smartphone-Schnittstelle nahtlose Integration des persönlichen Mobilgeräts.
Ein KI-Avatar darf da nicht fehlen. Der Audi-Assistant findet sich zentral unterhalb des Hauptdisplays und bietet Touch- sowie Sprachsteuerung. Bei der Interaktion soll er "emotionales Feedback" geben. Als "Audi-Control" bezeichnen die Entwickler eine berührungsempfindliche Leiste unterhalb des Audi-Assistant auf der Mittelkonsole. Sie soll ebenfalls eine mühelose Navigation durch alle Inhalte auf dem großen Bildschirm ermöglichen und sich dabei kontextabhängig an jede Funktion oder jeden Inhalt anpassen.