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Audi AI:ME (2019)
A2 der Zukunft hat eHeckantrieb

Shanghai Auto Show 2019

Auf der Messe in Shanghai zeigt Audi die Designstudie AI:ME – als Vision eines automatisiert fahrenden Kompaktwagens für die Megacities der Zukunft. Grün machen den AI:ME der E-Antrieb und Pflanzen im Interieur.

Audi AI:ME Concept Car Shanghai 2019
Foto: Audi

Der AI:ME ist das urbane Gegenstück zum Aicon, der für die komfortable Reise zwischen Städten gedacht ist, und die er natürlich elektrisch angetrieben und autonom (nach Level 5) zurücklegen soll, während der AI:ME nur Level 4 beherrscht. Drum hat der AI:ME im Gegensatz zum vollautonomen Aicon Lenkrad und Pedale. Beides lässt sich allerdings wegklappen bzw. versenken. Der Stadtwagen soll autonom nach Level 4 fahren, also nach der zweithöchsten Stufe. Systeme mit Level 4 benötigen keine Unterstützung des Fahrers mehr, sind jedoch auf einen bestimmten Funktionsbereich limitiert, etwa die Autobahn, oder auch ein besonders ausgerüstetes Areal in Innenstädten. Hier kann der Fahrer komplett an das System übergeben und übernimmt erst wieder, wenn das Auto den fürs vollautomatisierte Fahren definierten Bereich verlässt.

Unsere Highlights

Optisch ein moderner A2

Von außen erinnert nicht nur das Heck der Studie mit seinem Knick in der Scheibe an den Alu-Kleinwagen A2, den Audi von 1999 bis 2005 gebaut hat. Den Knick in der Scheibe zeigen die Skizzen sogar an der Seite. Das setzt die Fensterlinie optisch erheblich höher, so wie man es von den meisten Modellen der Marke kennt. Außerdem macht der Knick die Innenraumbreite in Armhöhe am größten. Quattro-Kanten über den ausgestellten Radhäusern betonen die 23-Zoll großen Räder. Am Heckdiffusor verrät ein E-Tron-Schriftzug den Elektroantrieb. Von vorne hat der AI:ME große Ähnlichkeit mit dem Aicon: Der Grill ist, wie beim größeren Bruder, geschlossen und invertiert, sprich: Sein Innenteil wölbt sich weiter nach vorn als der Rahmen. Die Frontscheibe steht sehr flach und scheint knickfrei in die kurze „Haube“ überzugehen. Insgesamt wirkt der AI:ME wohl proportioniert und sieht erheblich sportlicher aus als der erste A2. 4,30 Meter Länge, also 47 Zentimeter mehr als beim Alu-Wägelchen von 1999, nehmen ihm die Kleinwagenoptik. Vor allem aber lassen ihn 1,90 Breite (rund 23 Zentimeter mehr als beim A2) satt auf dem Studioboden stehen. Hinzu kommt, dass der AI:ME mit 1,52 Meter gut drei Zentimeter flacher ist als der A2. Die 23 Zoll großen Räder und der eingezogene Schweller wirken sportlich und erinnern null an einen autonom umherrollenden People-Moover.

Die üppige Breite und entsprechende Stirnfläche kann er sich erlauben, weil er durch sein Haupt-Einsatzgebiet in der Stadt überwiegend mit Geschwindigkeiten von 20 bis 70 km/h bewegen dürfte, während der A2 seinerzeit mit einem cW-Wert von 0,25 und schmal wie er war so geschmeidig durch den Wind glitt, dass selbst mit der Basismotorisierung (75 PS) nach Tacho teils Höchstgeschwindigkeiten von 190 km/h (Werksangabe: 173 km/h) möglich waren. Audi-Designchef Marc Lichte verspricht aber für den AI:ME, ohne exakte Angabe, ebenfalls einen sehr guten cW-Wert.

Die Studie ist ein MEB-Auto

Während Ende 90er-Jahre schon als öko galt, mit Leichtbau und wenig Luftwiderstand Sprit zu sparen, sollen Autos in Zukunft gar keinen mehr verbrauchen. In Zukunftsvisionen des VW-Konzerns ist daher der batterieelektrische Antrieb obligatorisch. Die Eckdaten des AI:ME lesen sich, als baute er auf dem modularen Elektrobaukasten (MEB) auf. Seine Abmessungen gleichen denen des Seat El Born, der Radstand von 2,77 Meter entspricht dem aller MEB-Autos (außer dem Buzz). Und auf der Hinterachse sitzt ein Synchronmotor mit 170 PS wie beim ID. Die Batterie hat eine Kapazität von 65 kWh. Dass der AI:ME, wenn er denn auf den Markt kommt, mit MEB-Technik fahren wird, ist aber laut Audi eher unwahrscheinlich oder wahlweise unwichtig: Die Vision zielt in die fernere Zukunft, vielleicht 2030. Und da findet der MEB dann allenfalls in zweiter Generation Verwendung. Vielleicht fahren wir sogar schon mit Wasserstoff, wenn wir dereinst im Serien-AI:ME sitzen. Denn selbst Audi-Designchef Marc Lichte meint, dass sich die Realität des autonomen Fahrens aktuell gefühlt ein wenig weiter in die Zukunft verschiebt. Aber so wie der AI:ME aussieht, könnte man ihn sich auch in zwei Jahren auf der Straße vorstellen – als elektrische Neuauflage des A2, dessen Beliebtheit sich erst nach Produktionsende bis zum Kultstatus steigerte.

Drehbare Passagiere statt Sitze und Blicksteuerung

Käme der A2 II mit dem geräumigen Interieur eines MEB-Autos, würde er von den grundsätzlichen Package-Vorteilen des elektrischen Antriebs profitieren. Der MEB erlaubt kurze Überhänge und braucht keinen Kardantunnel, denn der Motor sitzt auf der Hinterachse. Allerdings fällt innen auch auf, dass der AI:ME noch mal 2 Zentimeter flacher ist als der Seat El Born: Trotz des dünnen Glasdachs ist die Kopffreiheit nur ausreichend, weil die Sitzflächen vergleichsweise tief eingebaut sind. Das erleichtert in der Studie das Drehen im Sitz. Tatsächlich sind die zwei Einzelsitze vorn und die Rückbank auch so konzipiert. Statt die Sitzgelegenheiten drehbar einzubauen, hat Audi die Lehnen stark gerundet, so dass sich die Passagiere in Kommunikationssituationen einander leichter zuwenden können. Blicken sie nach oben, erzeugen filigrane Edelholzstreben die Illusion einer Pergola, durch die sich Efeu rankt – tatsächlich. „Vegetation, im oft lebensfeindlichen Biotop Großstadt eine Seltenheit, verhilft auch im Automobil zu einem Gefühl von Naturnähe und verbessert zugleich objektiv die Luftqualität“, heißt es dazu im Pressetext. Dabei sollen aufwendige Filtersysteme die Außenluft filtern, ehe sie in den Innenraum gelangt.

Auch wenn Serienautos die Luft heute schon filtern: Beim Bedienkonzept ist der AI:ME ganz Zukunftsvision. Kommunikations- und Fahrzeugsysteme steuern die Insassen über Eyetracking, Spracheingabe und berührungssensitive Felder in der Türbrüstung. Die sind normalerweise unsichtbar und leuchten erst bei Annäherung. Unterhalb der Windschutzscheibe zieht sich, wie beim Aicon, ein multifunktionaler dreidimensionaler OLED-Monitor über die komplette Breite. Er ersetzt quasi den bisherigen Multifunktionsbildschirm über der Mittelkonsole. Funktionsmenüs etwa für die Navigation oder das Infotainment lassen sich auf ihm per Blick aktivieren und geben dann weitere Ebenen frei, die auf dem 3D-Monitor vom Hintergrund in den scharfen Vordergrundmodus wechseln.

VR-Billen für die Passagiere, LED für Passanten

Den 3D-Monitor kennt man schon vom Aicon, der kein Lenkrad mehr hat und hat besonders bequeme Sessel, die sich weit von der Frontscheibe weg verschieben und quasi in Liegeposition bringen lassen. Die Bedienung muss natürlich an die weit vom Bildschirm entfernte Sitzposition angepasst sein und funktioniert über Sprach- und Blicksteuerung. Im AI:ME sollen VR-Brillen Internetznutzung, Filme ansehen, oder sogar interaktives Gaming ermöglichen. Welche Möglichkeiten sich die Entwickler vorstellen, hat Audi bereits auf der CES 2019 in Las Vegas mit dem System Holoride gezeigt: Dessen Sensorik erkennt Fahrzeugeigenbewegung und integriert sie interaktiv in den visuellen Verlauf eines Spiels. So soll sich der Passagier nicht nur mitten im Geschehen sehen, sondern auch fühlen. Die Außenwelt wird möglichst weitgehend weggefiltert und im Inneren des AI:ME sind die Passagiere in einer eigenen Welt.

Das funktioniert natürlich nur, wenn der AI.ME das Fahren übernimmt. Für diese Fälle hat er, wie der Aicon, aufwendige LED-Leuchten bis in die Oberseiten der Kotflügel, so dass er aus praktische allen Perspektiven Signale senden kann.

Audi on demand der Zukunft kommt ohne Allzweckauto aus

Der AI:ME ist das dritte Fahrzeug, mit dem Audi einen Zukunftsversion von Audi on demand zeigen will. Die Kunden der Zukunft sollen damit temporär spezielle Autos für einen bestimmten Einsatzzweck bestellen und nutzen können: Der PB18 etwa, der über keine Autonom-fahr-Fähigkeiten verfügt (Level 0), ist für den freizeitorientierten Einsatz auf der Rennstrecke gedacht, der Aicon für die interurbane Reise und der AI:ME für die innerurbane Fortbewegung. Auf der IAA im September wird Audi ein viertes solches Showcar zeigen – sehr wahrscheinlich ein geländegängiges Freizeitfahrzeug on demand. Weil es nur für den einen Zweck gemacht ist und dafür angefordert werden kann, kann seine Konzeption kompromissloser sein als die heutiger SUV: Zum Einkaufen oder Kinder zur Schule bringen gibt es ja den AI:ME .

Fazit

Sich autonom fahrende Autos vorzustellen, fällt gar nicht so leicht in einem Land, in dem selbst störungsfreies Telefonieren in einem mit moderater Geschwindigkeit zwischen zwei Großstädten verkehrenden Zug eher Ausnahme denn Normalität ist. Vielleicht hat Audi den AI:ME darum mit so realistischer Technik ausgestattet. Als A2-Nachfolger mit Elektroantrieb könnten wir ihn uns gut vorstellen – das Design käme bei Audi-Kunden sicher besser an als das des i3 bei BMW-Käufern und ohne Karbon, aber mit MEB-Technik, wäre der Elektro-A2 sicher auch günstiger als der i3.

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