AMG Concept GT XX mit 1.360 PS: Supersportwagen der Zukunft

Concept AMG GT XX von Mercedes-AMG
AMG mit unglaublichem Super-Sportwagen der Zukunft

Veröffentlicht am 25.06.2025

Auch wenn es sich bei diesem AMG zunächst nur um eine Studie handelt – wenn dieser flache Viertürer so auf die Straße kommt, wäre es wohl das bisher spektakulärste aller Elektroautos. Die Affalterbacher haben in das Concept AMG GT XX jedenfalls alles hineingesteckt, was der Mercedes-Konzern an Technologie und Innovationen zu bieten hat. Ob ausfahrbare Airblades an den Rädern, drei Axialfluss-Motoren mit insgesamt 1.000 kW oder neueste Batterietechnik mit direkt gekühlten Rundzellen und extrem kurzen Ladezeiten – die Liste der Superlative ist lang. Doch der Reihe nach.

"Die besten Köpfe aller Entwicklungsabteilungen"

Der Chef-Ingenieur von Mercedes-Benz, Markus Schäfer, beschreibt das Projekt so: "Die besten Köpfe in unseren weltweiten Entwicklungsabteilungen haben ihr umfassendes Know-how eingebracht – von Mercedes-Benz in Sindelfingen und Untertürkheim über Mercedes-AMG in Affalterbach und YASA in England bis hin zu unserer Formel-1-Antriebsexperten bei Mercedes-AMG High Performance Powertrains in Brixworth."

"Gemeinsam haben sie das CONCEPT AMG GT XX entwickelt und geben einen Ausblick auf bahnbrechende Antriebstechnologie und die Zukunft der Performance. Das Technologieprogramm wird die Grenzen des Machbaren weiter verschieben und neue Wege gehen. Das Concept AMG GT XX mit seinen drei Axial-Fluss-Motoren hebt Performance und Endurance auf ein völlig neues Niveau."

Die Eckdaten des Concept AMG GT XX

Die knallig orangefarbene Hypercar-Flunder steht auf der neuen elektrischen AMG.EA-Plattform, ist 5,20 Meter lang und 1,95 Meter breit (2,13 Meter mit Spiegeln). Die Höhe des Viertürers beträgt 1,31 Meter. Damit ist der GT XX etwas flacher als ein Porsche Taycan, der bei der Entwicklung als direkter Konkurrent sicher stark im Fokus stand. Trotz der imposanten Erscheinung soll der cW-Wert der Studie bei 0,198 liegen – ein sensationell niedriger Wert. Zum Vergleich: Ein Porsche Taycan kommt wie auch der neue Mercedes CLA auf 0,22.

Wie schwer der AMG GT XX ist, hat Mercedes noch nicht verraten. Dafür wissen wir, dass gleich drei Axial-Fluss-Motoren der Mercedes-Tochter Yasa zum Einsatz kommen (siehe unten). Mit einer kombinierten Spitzenleistung von 1.000 kW – also 1.360 PS – soll der AMG GT XX über 360 km/h schnell werden. Dauerlast soll für Maschinen und Batterie kein Problem darstellen, ebenso wenig wie extrem schnelles Nachladen. Mercedes-AMG verspricht, das Konzeptfahrzeug könne in rund fünf Minuten die Energie für etwa 400 Kilometer WLTP-Reichweite nachladen. Die neue Batterietechnik soll dafür Durchschnitts-Ladeleistungen von unglaublichen 850 kW vertragen. Wie genau das alles funktioniert, erklären wir in den folgenden Absätzen.

Das Design des Concept AMG GT XX

Funktionalität und Aerodynamik standen im Mittelpunkt der Entwicklung. Die Karosserie ist daher als Fließheck mit tiefer Fronthaube, flach geneigter Windschutzscheibe und tatsächlich ohne Heckscheibe ausgelegt. Die Front zeigt eine Kühlerverkleidung mit vertikalen Streben, integrierten Zusatzscheinwerfern und Luftauslässen auf der Haube zur Wärmeabfuhr. Der Frontsplitter, das lange Heck, das Double-Bubble-Dach und die verkleidete Unterseite sollen die Luftführung verbessern.

Die Seitenansicht wird durch ausgestellte Kotflügel, ein flaches Dach und versenkte Türgriffe bestimmt. Am Heck sorgen ein großer Diffusor, sechs runde Rückleuchten und eine integrierte Airbrake für Stabilität bei hoher Geschwindigkeit. Ergänzt wird das Design durch leuchtende Lacksegmente und aktive Aeroräder mit verstellbaren Luftleitelementen zur Optimierung von Bremsenkühlung und Luftwiderstand.

Aktive Aeroräder als "ausfahrbare Felgen"

Die Bremsenkühlung wird beim Concept AMG GT XX durch ein aktives, aerodynamisch gestaltetes Felgensystem unterstützt. Die 21-Zoll-Aeroräder sind mit fünf beweglichen Kunststoffelementen ("Aeroblades") bestückt, die sich bei Bedarf öffnen. Im Normalbetrieb liegen sie eng an, um den Luftwiderstand zu minimieren. Erkennt das Fahrzeug einen erhöhten Kühlbedarf – etwa bei sportlicher Fahrweise oder intensiver Verzögerung – öffnen sich die Blades automatisch. Dadurch entsteht am äußeren Rand des Rades ein Ringspalt, durch den Luft gezielt zur Bremse und wieder heraus geleitet wird.

Unterstützt wird dieser Effekt durch innen liegende Lamellen, die den Luftstrom verstärken. Das System arbeitet vollständig autark: Jeder Rad-Aktuator (direkt auf der Radnabe) erzeugt seine Energie über die Drehbewegung selbst und kommuniziert kabellos mit dem zentralen Steuergerät. Damit wird eine effektive, bedarfsgerechte Bremsenkühlung bei gleichzeitig optimierter Aerodynamik ermöglicht.

Innenraum des Concept AMG GT XX

Die innere Gestaltung soll sich deutlich an einem Rennwagencockpit orientieren, bei dem technische Funktionalität und Gewichtseffizienz im Vordergrund stehen. Schon das Lenkrad könnte aus einem Formel-1-Renner stammen. Allerdings würde das mittlerweile bei Mercedes etablierte Doppel-Bediensystem mit seinen Mini-Touchflächen die F1-Piloten wohl zu sehr ablenken. Das gesamte Interieur ist zunächst in Schwarz gehalten, wobei viele orangefarbene und silberne Akzente auffallen. Dazu gibt es sichtbare Rohbauelemente, wie freiliegende Strukturträger oder Leitungen. Die Mittelkonsole besteht aus einer offenen Aluminium-Strangpressstruktur mit leuchtenden Röhren, die an Hochvoltkabel erinnern.

Die beiden vorderen Schalensitze sind in die Wagenstruktur integriert und bestehen aus Carbon. Ihre Sitzpolster sind individuell anpassbar und werden mittels 3D-Druck basierend auf einem Body-Scan von Fahrer und Beifahrer gefertigt. Bezogen sind sie mit einer Lederalternative, die aus recycelten GT3-Rennreifen hergestellt wurde. Diese biotechnologisch erzeugte Materiallösung soll eine ähnliche Haptik und Optik wie echtes Leder bieten, aber deutlich leichter und vollständig recycelbar sein. Eine ebenso neu entwickelte Seidenalternative kommt bei den Türschlaufen zum Einsatz und basiert auf Seidenproteinen, die von gentechnisch veränderten Bakterien erzeugt werden.

Displays ohne große Überraschungen

Zwei große Displays übernehmen die Anzeige- und Steuerungsfunktionen. Das Kombiinstrument misst 10,25 Zoll, der zentrale Touchscreen 14 Zoll. Beide sind in einer durchgehenden Glasfläche eingebettet und zur Fahrerseite hin ausgerichtet. So weit kennen wir diesen Bereich bereits aus aktuellen Serienmodellen. Ergänzt wird das Cockpit durch ein LED-System am Lenkrad, das Leistungs- und Ladeinformationen farblich anzeigt.

Die Türverkleidungen sind flächig reduziert und besitzen integrierte Leuchtelemente. Der Dachhimmel fehlt zugunsten der Sicht auf die Carbonstruktur. Auch der Bodenbelag greift das motorsportliche Thema auf: Er sieht relativ im Verhältnis zum Rest des Autos unspektakulär technisch aus. Aufregender ist da schon das Thema Batterietechnik.

Komplett neue Hochvolt-Batterie mit Rundzellen

Die Batterietechnik des Concept AMG GT XX ist vollständig neu entwickelt und auf hohe Dauerleistung sowie schnelle Ladefähigkeit ausgelegt. Zum Einsatz kommt eine Hochvolt-Batterie mit mehr als 800 Volt Nennspannung, die auf zylindrischen Zellen mit besonders hohem und schmalem Format basiert. Dieses Zellformat soll eine effiziente Wärmeableitung erlauben, da der Wärmepfad vom Zellinneren zur Oberfläche kurz ist. Jede Zelle wird direkt mit einer elektrisch nicht leitenden Kühlflüssigkeit umströmt, was eine präzise Temperaturregelung ermöglicht – selbst bei starker Belastung. Die Zellen sind in lasergeschweißten Kunststoffmodulen untergebracht, in die die Kühlkanäle bereits integriert sind.

Ein weiteres Merkmal ist das lasergeschweißte Aluminiumgehäuse der Zellen, das leichter ist als herkömmliche Stahlvarianten und eine bessere Wärmeleitfähigkeit aufweist. Die Zellchemie kombiniert eine NCMA-Kathode (Nickel, Kobalt, Mangan, Aluminium) mit einer siliziumhaltigen Anode. Dadurch erreicht die Batterie eine Energiedichte von über 300 Wh/kg auf Zellebene. Dank sogenannter Full-Tab-Technologie mit vollflächigem Anschluss an die Zellpole wird der Innenwiderstand verringert, was hohe Lade- und Entladeströme erlaubt.

Mercedes CONCEPT AMG GT XX
Mercedes-AMG

Das intelligente Thermomanagement ermöglicht schnelle Anpassungen der Zelltemperatur je nach Fahrsituation. Dadurch kann auch nach schneller Fahrt sofort wieder geladen werden, und umgekehrt ist nach dem Ladevorgang sofort die volle Leistung abrufbar. In rund fünf Minuten lässt sich Energie für etwa 400 Kilometer Reichweite (nach WLTP) nachladen. Die Batterie ist mittig im Fahrzeugboden untergebracht und Teil der tragenden Struktur. Das Batteriegehäuse erfüllt neben mechanischen auch sicherheitsrelevante Aufgaben und ist in das Crashkonzept integriert.

Elektrische Power-Pakete von Yasa

Das Antriebskonzept des CONCEPT AMG GT XX basiert auf drei neu entwickelten Axial-Fluss-Elektromotoren. Zwei dieser Motoren sind an der Hinterachse in einer kompakten Einheit mit Planetengetriebe und Inverter integriert, ein weiterer Motor sitzt an der Vorderachse und fungiert als zusätzlicher "Boost"-Antrieb. Diese Anordnung ermöglicht eine vollvariable Momentenverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Die Axial-Fluss-Technologie erlaubt eine besonders hohe Leistungsdichte bei geringem Bauraum und Gewicht. Die Gesamtleistung liegt bei über 1.000 kW (mehr als 1.360 PS), die Höchstgeschwindigkeit beträgt über 360 km/h.

Die Elektromotoren zeichnen sich durch einen elektromagnetischen Fluss entlang der Motorachse aus, was ihre kompakte Bauweise begünstigt. Sie sind rund zwei Drittel leichter und benötigen nur ein Drittel des Bauraums herkömmlicher Elektromotoren. Daraus resultieren Vorteile bei Kühlung, Packaging und Dauerleistung. Für maximale Effizienz kann der vordere Elektromotor über eine mechanische Einheit entkoppelt werden, wenn er nicht benötigt wird.

Die gesamte Antriebsstrategie sowie das Wärmemanagement sind darauf ausgelegt, bei wiederholter starker Belastung konstante Leistung bereitzustellen – eine Eigenschaft, die im Elektromobilitätsbereich bisher nur begrenzt realisierbar war. Die Motoren und die Batterie wurden unter Mitwirkung von Formel-1-Technikexperten entwickelt, was sich in der Leistungscharakteristik und Ausdauer widerspiegeln soll. AMG-CEO Michael Schniebe nennt das "Pitstop-Fähigkeit".

Chancen auf Serienproduktion 2026

Ob und wie genau ein möglicher AMG-Gegner für den Porsche Taycan auf den Markt kommen könnte, lässt Mercedes noch offen. Fest steht aber, dass zumindest die extrem kräftigen Axial-Fluss-Motoren von Yasa im kommenden Jahr 2026 in Serienproduktion gehen. Bis dahin dürfte auch klar sein, was es mit dem ebenfalls angekündigten zweitürigen Hypercar auf sich hat.