Während viele Konkurrenten ihre Elektrostrategien einkassieren und sich wieder verstärkt Verbrenner- und Hybridantrieben zuwenden, verstromt Alpine seine Palette unvermindert weiter. Wobei die Edel- und Sportmarke des Renault-Konzerns so überhaupt erst die Gelegenheit bekommt, sich eine Modellpalette aufzubauen. Denn bis kürzlich der A290 als sportiver Klon des Renault 5 E-Tech Electric ins Portfolio rückte, bestand das Angebot lediglich aus dem Sportwagen Alpine A110 mit als Mittelmotor eingebautem Vierzylinder-Turbo. Und dessen Ende ist mit finalen Sondermodellen (siehe Fotoshow) längst eingeläutet.
Noch komplett verhüllt auf dem Teaserbild
Denn auch die Alpine A110 wechselt in ihrer nächsten Generation auf einen Elektroantrieb. Das steht schon länger fest und wurde von den Franzosen im Zuge der Enthüllung des E-Crossovers A390 (siehe Video), der wohl im vierten Quartal 2025 auf den Markt kommt, noch etwas konkretisiert. Allerdings nur ein kleines bisschen: Auf einem Teaserbild steht die A110 EV etwas verschämt und noch komplett verhüllt am rechten Rand. Dennoch gibt das Bild bereits erste zentrale Design-Aspekte preis.
Grundsätzlich scheint der Sportwagen seine fließenden Formen und Proportionen zu behalten. Das bestätigt auch Renault-Konzernchef Luca de Meo, der beim britischen Magazin "Autocar" bekennt, dass die Elektroversion aussehen müsse wie eine A110. "Porsche stellt auch keinen eckigen 911 her", so der Italiener. Folgerichtig zeichnen sich unter dem Tuch ausgestellte Kotflügel ab, wie wir sie auch von der aktuellen A110 kennen. Neu ist dagegen die Lichtgrafik. Die ringförmigen Leuchten der derzeitigen Generation weichen einem Sechseck, wobei die geometrische Form oben nicht geschlossen zu sein scheint.
A110 EV mit eigener Plattform
Technisch geht die neue Alpine A110 EV einen eigenen, in der modernen Autoindustrie sehr außergewöhnlichen Weg. Für sie entwickelt der Hersteller nämlich eine eigene Plattform. Dieser Schritt war nötig, nachdem die eigentlich geplante technische Kooperation mit Lotus doch nicht zustande kam. Luca de Meo verteidigt das "nicht rationale" und "völlig dumme" Vorgehen und vergleicht es erneut mit der schwäbischen Konkurrenz: "Porsche hat den 911 auf einer eigenen Plattform und dann verwenden sie VW-Architekturen für Modelle wie den Taycan und den Cayenne. Das Herzstück bleibt also der Marke treu", sagt der Renault-CEO ebenfalls bei "Autocar".
Den neuen A110 EV nicht auf einer bereits existierenden, sondern einer eigens entwickelten Plattform aufzusetzen, bietet für die Ingenieure natürlich Vorteile. Und diese wissen sie offenbar zu nutzen. Zumindest verspricht Alpine, dass der Elektro-Sportler leichter als seine Rivalen sein werde. Und nicht nur das: Er werde beim Gewicht sogar "ein vergleichbares Auto mit Verbrennungsmotor" unterbieten, kündigt de Meo selbstbewusst an.
Technik-Transfer vom Alpine A390?
Fraglich ist bisher, was wir darüber hinaus technisch von der neuen Alpine A110 zu erwarten haben. Da der größere A390 auf der überarbeiteten AmpR-Medium-Plattform des Renault-Konzerns basiert, dient der neue E-Crossover nur bedingt als Blaupause. Somit ist auch fraglich, ob die zwesitzige A110 dessen dreimotoriges Allradantriebs-Layout (einer vorn, zwei hinten) übernehmen wird. Denkbar ist ebenfalls, dass es der Sportwagen bei den hinteren E-Maschinen belässt, um einen waschechten Heckantrieb zu bieten – der ist schließlich tief im Kern der Marke und der (ursprünglichen) Baureihe verankert. Doch das ist zum jetzigen Zeitpunkt pure Spekulation. Ein Allradantrieb mit möglichst hoher Leistungsausbeute ist natürlich ebenso denkbar.
Übrigens: Damit sich die Solitär-Plattform dennoch einigermaßen rechnet, plant Alpine bereits Derivate der elektrischen A110. "Autocar" bringt eine 2+2-sitzige Ableitung ins Spiel, die dann Alpine A310 heißen könnte. Zudem scheinen die Franzosen ein echtes Supercar zu planen, das dann in Viry-Châtillon entwickelt wird, wo aktuell noch die Antriebseinheiten für den Formel-1-Werksrennstall gebaut und betreut werden. Ob dieser High-End-Sportwagen dann ebenfalls die A110-Plattform nutzen wird, ist allerdings noch nicht bekannt.