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3,5 Millionen Euro für 660-PS-Porsche
Martini-Porsche mit Turbo - und Makel

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Ein Porsche 908/3 Turbo zählt zu den Stars der Bonhams Auktion im Rahmen des Goodwood Revival Meetings. Der offene zweisitzige Bolide in Martini-Lackierung soll bis zu 2,5 Millionen Pfund kosten.

Martini-Porsche 908/3 Turbo
Foto: Bonhams

Das Estimate von umgerechnet bis zu 3,5 Millionen Euro macht aufmerksam. Die Bonhams-Experten haben den seltenen Rennwagen auf diesen Wert geschätzt, der am 12. September in Goodwood unter den Hammer kommt. Der Porsche gehörte zu den ursprünglich 13 Exemplaren, die vom 908/3 Spyder gebaut wurden.

Porsche 908/3 Turbo nur 545 kg leicht

Porsche baute diese nur 545 Kilogramm leichten und wendigen Rennwagen mit dem Achtzylinder-Saugmotor speziell für das Straßenrennen Targa Florio - auch wurden die 908/3 beim Weltmeisterschaftslauf auf der Nordschleife des Nürburgrings eingesetzt. 1974 rüstete Porsche vier der Spyder für Privatteams wie Joest auf einen Sechszylinder-Turbomotor um.

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Einziger erhaltener Turboumbau

Dazu zählte auch der jetzt angebotene Porsche 908/3 Spyder Turbo mit der Chassisnummer 011. Er ist sogar das einzige Exemplar aus dem Turbo-Quartett, welches nicht später im Auftrag von Sammlern auf den ursprünglichen Spyder-Zustand zurückgebaut wurde. Aber ist der Turbo-Rennwagen im Martini-Dekor tatsächlich den Schätzpreis wert?

Entscheidend ist die Historie: Die für den Wert eines Rennwagens mitentscheidende Geschichte dieses Chassis weist Lücken auf. Zwar schwärmt James Knight, Direktor der Autoabteilung von Bonhams, von der "hervorragenden Provinienz" des 908/3 Spyder. Was aber genau mit dem Auto zwischen 1976 und 1981 geschah, lässt die offizielle Beschreibung der Auktionators offen. Eine Erklärung wäre ein Unfallschaden des originalen Chassis und ein Neuaufbau. Dafür spräche auch die Verwendung der Rahmenendnummer 011A im einschlägigen Internetportal www.racingsportscars.com

Geschichte erst ab 1982 bekannt

Bekannt ist, dass der Zahnarzt und Rennfahrer Siggi Brunn aus Eberbach das Auto irgendwann in diesem Zeitraum kaufte, es mit der jetzt noch vorhandenen Karosserie versah und ab 1982 mit verschiedenen Fahrern einsetzte: Der US-Racer John Paul jr. zum Beispiel bestritt im damals weißen Auto den Lauf zur deutschen Rennsport-Meisterschaft auf dem Norisring. Jürgen Barth steuerte Brunns 908/3 Turbo auf dem Hockenheimring bei einem Rahmenrennen zum Großen Preis von Deutschland. Brunn selbst gewann zusammen mit Derek Bell ein Rennen in Brands Hatch.

Jürgen Barth steuerte auch das von Reinhold Joest eingesetzte Schwestermodell des jetzt angebotenen 908/3 Spyder und leitete viele Jahre lang den Kundensport der Porsche-Rennabteilung. Zur Geschichte des jetzt angebotenen Porsche-Rennwagens schrieb er: "Eigentlich war das Chassis zur Verschrottung vorgesehen, wurde aber dann an Dr. Dannesberger verkauft und 1974 in einen 908/3 Turbo umgewandelt."

Porsche in Martini-Lackierung

Hermann Dannesberger leitete damals das Rennteam "Martini International" und setzte einen 908 Turbo mit dem Schweizer Herbert Müller sowie Gijs van Lennep und Leo Kinnunen ein. Müller gewann mit dem Martini-Porsche vor 40 Jahren den Interserie-Lauf in Mainz-Finthen und der Rennfahrer mit dem Spitznamen "Stumpen-Herbie" feierte am Ende der Saison sogar seinen zweiten von insgesamt drei Gesamtsiegen in dem Championat.

Danach verliert sich die Spur, bis das Auto aus dem Team von Dr. Siggi Brunn 1982 wieder auftaucht und zwei Saisons lang gefahren wird. Gesichert ist übrigens auch die Geschichte des Chassis mit der Endnummer 11 als von J.W. Automotive in der Marken-Weltmeisterschaft eingesetzter Werkswagen.

Targa Florio-Einsatz

Rückblende in die Saison 1970: Im Hellblau und Orange von Sponsor Gulf hetzte der jetzt von Bonhams angebotene 908/3 mit der Chassisnummer 011 über die sizilianischen Straßen der Targa Florio. Am Steuer wechselten sich der spätere Le Mans-Sieger Richard Attwood und Rallye-Ass Björn Waldegard ab. Gekennzeichnet mit dem Pik vorne rechts als Erkennungszeichen für dieses Auto wurden die Werksfahrer Fünfte im Gesamtklassement.

Beim Porsche-Heimspiel auf dem Nürburgring teilten sich Pedro Rodriguez und Leo Kinnunen das Cockpit des Chassis: Den zweiten Platz in der Startaufstellung konnten sie aber nicht in eine gutes Ergebnis ummünzen. Das Auto schied nach einem Unfall in der zwölften von 44 Runden aus.

Bei wie viel Pfund fällt der Hammer?

Wie viel der 660 PS starke Bolide tatsächlich wert ist, werden am 12. September die Bieter bei der Bonhams Auktion entscheiden. Eine Tatsache ist es allerdings, dass die Lackierung nicht zu dem Auto in dieser technischen Spezifikation passt: Als Teil des Teams von Brunn Racing trug es nie eine Martini-Lackierung. Es ist aber durchaus denkbar, dass ein Sammler den 908/3 Turbo erwirbt und mit dem Chassis den ursprünglichen Spyder von 1970 wieder aufbaut.

Ein originaler Antriebsstrang steht dabei aber nicht mehr zur Verfügung. Von der Motor-Getriebe-Einheit für den 908/3 wurden von Porsche insgesamt nur acht Exemplare gebaut. Einer davon steckt im Schwestermodell, das im Porsche Museum ausgestellt wird. Dieses Auto mit der Rahmennummer 009, das nur ein Mal bei der Targa Florio 1970 eingesetzt wurde (2. Platz in der Gesamtwertung mit Pedro Rodriguez/Leo Kinnunen), gilt als einziges, authentisches Exemplar dieses Porsche-Rennwagens.

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